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All original content authored or expressed by Anousheh Ansari or Prodea
Systems, Inc. (c) Prodea Systems, Inc., 2006. All rights reserved.
German translation, Vanessa Gsettenbauer, Nadine Trautner (Space Education
Institute, Girls-Team, Mission 3)
Comments: Yvonne Heckel (German
Space Education Embassy)
Fotos: Ralf Heckel (Space Education Embassy)
In das Deutsche
übersetzt von Mission 3 – Teilnehmerinnen Vanessa Gsettenbauer und Nadine Trautner
(Space Education Institute, http://www.spacepass.de/
) durch Anleitung und Kommantare von Yvonne Heckel,
Botschafterin für Raumfahrt-Ausbildung (Space Camp Huntsville, Roskosmos, IMBP,
MAI) und Prof. Dr. Jesco von Puttkamer (NASA).
auf
http://spaceblog.xprize.org/ und www.spacepass.de
Da irgendwo schwebt Anousheh Ansari,
Monitor des Mission Control Centers in Houston
Hallo liebe Schülerinnen, Mädels und
Frauen, aber auch Schüler, Jungs und Männer. Die erste Weltraum-Touristin ist
im All. Sie erobert Herzen in der ganzen Welt. Auch gibt sie Hoffnung und
Visionen auf den Weg in die Zukunft von Euch. Denn Euch gehört diese Zukunft,
welche Anousheh derzeit so souverän vorzeichnet.
Von einer „Urlaubsfahrt“ ist Anousheh´s
Reise Lichtjahre weit entfernt. Sie musste hart trainieren, fest an sich
glauben und immer das Ziel vor Augen haben. Sie hat es geschafft. Und Sie hat
gezeigt, dass man alle Ziele im Leben erreichen kann.
Anousheh Ansari ist nicht die einzige
Frau im All. Im Sommer 2005 beeindruckte die Shuttlepilotin Eileen Collins
(STS-121) mit ihren gigantischen Fähigkeiten die gesamte NASA-Familie. Ich habe
ihren Start ganz dicht neben der First Lady mitverfolgt. So etwas müsst Ihr
einfach mal erleben. Vor wenigen Tagen landete
mit der Atlantis die Astronautin Heidi Stefanshyn-Piper, eine
Fracht-Spezialistin. Sie montierte auf der ISS das neue Solarsegel. Ihre
Mission glückte auf Anhieb so gut, dass jetzt alles bei der NASA strahlt. Ich
habe ihr beim Training im Wasserbecken (NBL) in Houston zugesehen, eine Frau
die weiß was sie will. Demnächst startet die Shuttlepilotin Pamela Melroy zur
ISS. Sie ist eine kleine Frau von zierlicher Gestalt, zurückhaltend und nett.
Aber Im All ist sie die Wucht. Ich habe mit ihr am Cape Canaveral am Pool
gesessen. Im Moment schwebt neben Anousheh Ansari der erste Europäer auf einem
Langzeitflug im All. Es ist Thomas Reiter. Während er im Sternenstädtchen
trainierte, sprach ich mit ihm und hatte dabei noch das flaue Gefühl vom
Vestibularstuhl (Drehstuhl) von meinem Weltraumtraining im Bauch. Vor einigen
Wochen sah ich ihn starten, von Cape Canaveral aus. In Houston winkte er uns
zu, als er die ISS betrat. Dabei begleiten mich immer Gymnasiasten aus
Deutschland, welche auch einmal in die Raumfahrt möchten. Denn ich bin ihr
Coach.
Ihr seid neugierig? Ihr wollt auch
einmal die Welt von oben sehen? Ihr wollt vielleicht sogar einmal den Mond oder
den Mars betreten? Mädels und Jungs – Ihr könnt das tun! Nehmt Euch Anousheh
und alle anderen Explorer dieser Welt zum Vorbild und seid nur mit dem Besten zufrieden,
was aus Euch herauszuholen ist. Macht es täglich wie John F. Kennedy einst
sagte, als er der NASA den Mondlandeauftrag gab: „Geht diesen Weg weil er
schwer ist, nicht weil er leicht ist.“
Anousheh ist eine sehr korrekte Frau.
Sie ist nicht nur eine „Touristin“. Sie arbeitet auf der ISS an
wissenschaftlichen Experimenten, entwarf ihren tollen Space-Patch selbst, ist
eine intelligente Frau und beschenkt die Welt mit unbezahlbaren Dingen wie der
Stiftung des X-Preis-Geldes und der Vision von der Normalität im All für jeden.
Sie treibt die private Raumfahrt an, sie geht neue Wege. All das zeichnet einen
Explorer aus. Die Spin-Off´s (Nebenprodukte) ihrer Arbeit werden vielen
Menschen Brot und Arbeit, Lebensziele und Auftrieb, Antrieb und Lebensqualität bieten.
In wenigen Jahren werden kleine Raumschiffe das All erreichen, zahllose
Arbeitskräfte binden und noch mehr Träume und Sehnsüchte erzeugen. Im kommenden
Jahrzehnt wird man an einem gigantischen Raumschiff bauen, welches den Mars
erreichen wird. Ich habe die Anfänge dieses Raumschiffes bereits gesehen – es
ist beeindruckend. Im kommenden Jahr nehme ich wieder Schüler dort mit hin,
wenn bereits Menschen darin wohnen und arbeiten.
Das alles gehört zur Entwicklung des
Menschen und dient unserem Fortschritt. Das alles ist Eure Zukunft. Ich bin
dabei – und Ihr könnt es auch sein.
Lasst Euch von den Neidern,
Besserwissern und Nein-Sagern nichts ausreden. Geht Euren Träumen nach und lest
Anousheh´s Tagebuch aus dem Weltraum, dann wisst Ihr, wovon ich spreche. Wir
haben es für Euch ins Deutsche übersetzt. Selbst ich bekomme wie viele andere
an der Raumfahrt Beteiligte jedes Mal eine Gänsehaut und Tränen in den Augen.
Einige Bilder zur Erklärung des Fluges
von Anousheh (aus meinem Training):
1 Sojus-Simulator innen 2. Sojus-TMA 3. Eine Sojus-Rakete ist riesig
4. Der Sokol-Anzug für den Start 5. mit dem ORLAN übt man
Ausstiege 6. Anousheh´s Arzt (links)
ist Kardiologe
7. Der verrückte Drehstuhl
(Vestibular) 8. Und so schlecht ging´s
mir danach 9. Die Zentrifuge wiegt
300 Tonnen
Seht auch diese Filme:
http://www.spacepass.de/TV-M1.htm
http://www.spacepass.de/SERIE.htm
http://www.spacepass.de/TV/NASA-SEI-Bericht06-100.wmv
nützliche Hinweise:
Die Astronauten, von denen Anousheh im
Tagebuch spricht, sind:
L.A. = Michael
Lopez-Alegria, der neue ISS-Kommandant für Expedition 14, aus USA
Mischa = Mikhail
Tjurin, der neue ISS-Flugingenieuir Nr.1 für Expedition 14, Russland
Thomas = Thomas Reiter, der
weiterhin an Bord bleibende Flugingenieur Nr. 2 für Expedition 14, Europa
Pascha = Pavel Vinogradov,
der am 28.9. in Sojus TMA-8 heimkehrende ISS-Kommandant von Expedition 13,
Russland
Jeff = Jeffrey Williams,
der ebenfalls heimkehrende Flugingenieur Nr. 1 von Expedition 13, aus USA
Anousheh, die ebenfalls mit TMA-8
landet, stammt aus dem Iran (ich empfehle Studium ihrer
Bio) und lebt/arbeitet in Dallas/Texas.
Der “Peter”, an den sie schreibt, ist Peter Diamandis, der
Chef der “Ansari X-Prize” Organisation,
welche die Vergabe des
X-Preises managt (ging neulich an SpaceShipOne
für den ersten Flug eines privaten Raumschiffs).
Anousheh´s Links:
Anousheh on Space Adventures
NASA information
on Expedition 14 and Anousheh
Detailed
information about the space station assembly and its modules
Excellent video
showing the assembly of the ISS
A listing of all the current space
station status reports
Where the ISS is now over the Earth?
See the ISS from where you live
Crew and ISS
images
Crew photos of Earth
Complete highly detailed NASA Press kits for
the crew on the space station
Excellent interactive and historical
information on the Soyuz spacecraft
Official website of the Soyuz
manufacturer
Official Russian Federal Space
Agency Website
European Space
Agency Experiment website
Baikonur Website
Eure Yvonne,
Botschafterin für
Raumfahrt-Ausbildung
Original in Englisch: http://spaceblog.xprize.org/
1.
Schreiben an den Vorsitzenden der X-Preis-Foundation
20. September
Mein lieber Peter,
Du warst mir die ganze Zeit im Sinn. Ich
erinnerte mich an unsere erste Sitzung. Während ich dir gegenüber am Tisch saß
und wir leidenschaftlich über die Ziele der X-Prize Foundation sprachen. Ich
genoß es dir zuzusehen, wie du eine Kundenansprache mit solch einer
Leidenschaft machtest.
Du hattest mich von Anfang an begeistert, aber deine Leidenschaft war ansteckend und ich wünschte dass du deine Geschichte beendest. Ich kam in der Station vor einigen Stunden an und ich fühlte mich gleich wie zu Hause. Ich mache mir seit dem Start Notizen und ich werde ein Tagebuch auf der Reise veröffentlichen.
Der Start verlief reibungslos. Die
Reise zur Station fühlte sich sehr lange an, aber das war sie wert. Ich kann
meine Augen nicht von den Fenstern wegbekommen. Die Erde ist ausgezeichnet und
friedlich von hier oben aus gesehen. Du siehst hier nicht irgendwelche
schrecklichen Sachen, die du immer in den Nachrichten hörst hier oben.
Die Erde ist so schön und wenn wir alle
sie sehen könnten auf diese Weise, dann bin ich davon überzeugt, dass wir
alles, was in unseren Kräften steht, tun würden, um sie zu erhalten. Ich hoffe
wirklich, dass immer mehr Leute diese Erfahrung aus erster Hand erhalten. Aber
eher wie irgendwer anderes hoffe ich wirst du diese Erfahrung bald machen, weil
ich niemanden kenne, der es mehr verdient hätte als du.....
mit den besten Raumfahrtwünschen
Anousheh
Der Startplatz 1 in Baikonur. Von hier
aus startete auch Juri Gagarin in das All.
20. September
Nachdem wir uns alle einig wurden,
gingen wir in einen Raum mit einer Glaswand auf der einen Seite, um die
abschließende Bewilligung der amtlichen Dinge zu bekommen und um die
Druckanzüge auf Dichtheit zu prüfen. Auf der anderen Seite der Glaswand, waren
meine Mutter, Schwester Atousa und mein Ehemann Hamid bereits im Raum und saßen
in der vorderen Reihe. Es waren auch Mishas und Mikes Familien da. Der Raum war
voll von Reportern. Wir saßen dort für eine Weile und bewegten uns winkend und
versuchten mit Zeichensprache mit unseren Familien zu sprechen, da sie in den
Raum in kleinen Gruppen kommen und gehen würden, um Platz für die folgende
Gruppe von Leuten zu machen. Wir mussten auf der Kamera wirklich lustig
ausgesehen haben, da wir merkwürdige Gesichter und Gesten machten...
Wir machten die Überprüfung und waren
dann von Amts wegen fertig um zu gehen. Wir wurden anschließend zurück zu dem
Bus eskortiert, während wir der Masse und den Reportern zuwinkten. Die folgende
Tradition war der Stopp des Busses, damit die Jungs aufs Klo gehen konnten ; -)
Offenbar hatte diese Tradition mit Gagarin begonnen und wird weitergeführt....
Glücklicherweise wurde ich von dieser „Übung“ entschuldigt und war in der Lage
nur geistlich daran Teil zu nehmen.
Wir stoppten am Fuß der Rakete, gingen hinaus
und stiegen eine Leiter hinauf, die zu einem kleinen Aufzug führte, der kaum
groß genug für uns drei war. Wir gingen hinein und wurden zum oberen Abschnitt
gefahren, um die Kapsel zu betreten. Wir stiegen durch ein Zelt und dann in das
Aufenthaltsmodul ein.
Ich war die erste, die eintreten
musste. Ich war noch sehr ruhig und aufgeregt... aber ruhig. Ich denke nicht,
daß mein Puls über 100 hinausging (ich bin normalerweise in der achtziger
Gegend). Ich hatte ein dauerhaftes Lächeln auf mein Gesicht tätowiert. Ich
wurde hingesetzt und festgegurtet.
L.A. kam danach hinunter und wurde auf
seinen engen Platz gesetzt und als letztes kam Misha Tyurin. Wir waren noch
ungefähr 2 Stunden von dem Start entfernt und es gab Reihen von Verfahren,
welche die zwei durchmachen mussten. Ich war für drei einfache Tätigkeiten
verantwortlich - das Kondensationventil zu drehen und es zwischen
Aufenthaltsmodul und Abfahrtsmodul zu schalten, und das
Sauerstoff-Versorgungs-Ventil zu öffnen und zu schließen wenn es gebraucht wurde
(hübsche und wichtige Aufgabe! ) und die anderen Mannschaftmitglieder die
Flugdatenakten übergeben, die nahe bei mir erschienen. Glücklicherweise war es
nicht so schwer und ich konnte meine Aufgaben erfüllen wenn sie gebraucht
wurden.
Ich folgte ihren Tätigkeiten Schritt
für Schritt durch die Flugdatenakten und machte einige persönliche Anmerkungen
auf den Seitenrändern meines Buches, wenn ich die Möglichkeit dazu hatte.
Schließlich kam der Moment an und der Countdown begann. LA, Misha und ich hielten
uns an den Händen und sagten : "Fertig... wir können los." Ich dankte
Gott dafür, dass er mir geholfen hat, meinen Traum zu verwirklichen und für
alles, das er mir gegeben hat. Ich bat darum, dass er das Herz aller seiner
Wesen mit seiner Liebe füllt und Frieden dieser schönen Kreation zu bringen,
die wir Erde nennen.
5....4... 3... Ich gehe wirklich...
2... ich liebe dich Hamid... 1... und ein reibungsloser Start.
Während ich den Sojus TMA 8 Start sah,
dachte ich nie, dass es innerhalb der Kapsel so reibungslos sein würde... Es
war wie ein Flugzeugstart - dann begann die Beschleunigung, aber sie war sehr
mild. Ich denke, dass wir ungefähr 2 G hatten, oder 2.5 G maximal... dann kam
die Trennung, Nutzlastverkleidung wurde abgestoßen. Auch sehr reibungslos. Ein
Lichtstrahl füllte die Kapsel und wärmte mein Herz. Ich denke, dass ich laut
herauslachte. Die Freude in meinem Herzen war... unbeschreiblich. Die Trennung
der letzten Stufe war äußerst spürbar und dann kam die Schwerelosigkeit.....
Dieses wundervolle Gefühl der Freiheit,
das jedem ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Ich wurde in meinem Sitz
langsam hochgehoben und kicherte weiter. Ich konnte es echt nicht glauben... um
ehrlich zu sein, die ganze Sache war für mich wie ein Traum... Ich wurde so fest
gegurtet, dass ich nicht nach draußen schauen konnte. Schließlich, als wir
sicher in der Umlaufbahn waren, waren wir in der Lage unsere Masken und unsere
Gurte zu lösen...
L.A. zog seinen Handschuh aus und er
flog durch die Kabine. Ich konnte die ganze Zeit nicht aufhören zu
kichern...Ich konnte schließlich einen Blick nach draußen werfen und sah die
Erde zum ersten Mal... Tränen flossen mein Gesicht hinunter. Ich konnte nicht
Atmen... Wenn ich jetzt noch darüber nachdenke, habe ich noch immer Tränen in
den Augen. Hier war er, dieser schöne Planet, der sich um sich selbst dreht,
unter den warmen Strahlen der Sonne... so ruhig... so voll von Leben... keine
Zeichen des Krieges, keine Zeichen der Grenzen, kein Zeichen des Ärgers, nur
reine Schönheit...
Wie ich wünschte, jeder könnte dieses
Gefühl im Herzen fühlen, besonders die, die am Kopf der Regierungen in der Welt
stehen. Vielleicht könnte diese Erfahrung ihnen eine neue Perspektive geben und
helfen, Frieden der Welt zu bringen.
Ich denke, das ist genug für jetzt...
Ich informiere Sie über die Fahrt hier in der nächsten Eintragung... Ich habe
jetzt Hunger auf etwas Raumfahrtnahrung und werde im nächsten Orbit mit Ihnen
auf den neuesten Stand kommen... Im Augenblick fliegen wir über den Pazifischen
Ozean fliegen und nähern uns Mexiko.
Sojus TMA 9
beim Ankoppeln an die ISS, ein Foto aus dem Orbit von einer Stadt, gemacht von
Ansari
21. September
Ich bin endlich da…der Flug war lang, aber
er war es definitiv Wert…aber lasst mich von Anfang an erzählen…
Der Tag begann für uns in Baikonour
sehr früh. Wir standen um 1:00 Uhr baikonurischer Zeit auf und aßen ein kleines
Frühstück, danach wurden wir zur Desinfektion mit trockenem Alkohol eingerieben.
Dann bekamen wir ein Set mit weißen langen Unterhosen zum Tragen unter den
Fluguniformen, um zum Startplatz zu gehen.
Wir hatten eine kurze Andacht und
sprachen den Segen und als wir unsere Räume verließen, unterschrieben wir auf
unseren Schlafzimmertüren. Das ist eine Tradition, von der sie sagen, dass sie
mit Yuri Gagarin begann. Sie sagten auch, dass die Putzfrau, die am nächsten
Tag zum Putzen kommen sollte, anfängt, die Namenszüge zu schrubben, wenn man
sie nicht schnell stoppt. So, mein Namenszug steht neben dem von Greg Olsen,
dem dritten privaten Weltraumforscher und neben dem von Marcos Pontes, dem
ersten brasilianischen Astronaut.
Bevor ich ging rief ich meine
Großmutter an, weil sie nicht in Baikonur sein konnte. Sie wünschte mir viel
Glück und eine sichere Rückkehr.
Danach gingen wir weiter zum Bus, um
zum Startplatz zu kommen. Von der Tür des Hotels „Kosmonaut“ bis zum Bus ist
eine kurze Gangway. Auf beiden Seiten davon standen die Familien, Freunde und
Jounalisten mit Fotos und Videokameras. Im blendenden Licht der Kameras, konnte
ich alle meine Familienmitglieder identifizieren. Sie sind in den frühen
Morgenstunden aufgestanden, um mich bei dem Beginn meines großartigen
Abenteuers zu sehen. Meine Mutter weinte und alle anderen versuchten
verzweifelt ihre Tränen zu unterdrücken.
Wir stiegen in den Bus und erreichten
den Startplatz. Während dieser ganzen Zeit war ich überraschend ruhig. Ich
dachte, dass ich am Morgen des Starts ein nervliches Wrack sein würde, aber zu
meiner großen Überraschung hatte ich keine Angst und war auch nicht
besorgt.
Wir fuhren in das Gebäude, wo wir uns
für den Start vorbereiten würden und gingen in einen Raum, um uns anzuziehen.
Einer nach dem anderen betraten wir den Raum, zuerst Misha Tyurin, dann Michael
L.A. und zuletzt ich.
22. September
Hier auf der Raumstation ISS ist es
gerade 11:30 Uhr. Dies ist nun meine
erste Eintragung aus dem All. Erstaunlich, oder?
Zuerst ein paar organisatorische Dinge…
Ich habe keinen zeitnahen Emailzugang.
Der Email Prozess ist ein diskontinuierliches Verfahren, also gibt es
ihn nur dreimal am Tag. Ich werde mein bestes geben, um wenigstens einmal am
Tag einen Eintrag zu schicken.
Ich habe keinen Zugang zu einem Web
Browser, also kann ich nicht alle Ihre Kommentare lesen. Ich bekomme einige eurer Fragen und Grüße,
die zu mir gesendet werden und ich weiß, dass viele Leute ihre guten Wünsche
und inspirierenden Worte schicken. Ihr
könnt euch nicht vorstellen, wie froh ihr mich alle gemacht hab, indem ihr mir
dieses Erlebnis möglich gemacht habt.
Jedes Mal, wenn ich eine Nachricht
lese, in der steht, wie jemand erregt und motiviert seine Träume verfolgt,
bekomme ich eine Gänsehaut. Ich bekomme feuchte Augen, wenn ich lese, wie ein
junges Mädchen in Mashhad mir zuschaut und nun motiviert ist, eines Tages
Astronautin zu werden.
Ich weiß, dass ihr alle eure Träume
realisieren werdet, wenn ihr es in eurem Herzen arg genug wollt und gewillt
seid, dafür hart und aufopferungsvoll zu arbeiten. Ich werden persönlich jede einzelne eurer Nachrichten lesen, wenn
ich zurückkomme…Also fahrt bitte fort, mir zu schreiben.
Nun, da wir das erledigt haben, möchte
ich wie versprochen über den Flug hierher reden…
An der Abschussrampe nahm ich eine
Tablette gegen das Erbrechen, welche wirklich toll war. Als wir in der Umlaufbahn waren, fühlte ich
mich wirklich gut und konnte aus dem Fenster schauen, während sich die Welt um
uns drehte, oder, wie ich es korrekterweise beschreiben sollte, während wir uns
um die Welt drehten.
Normalerweise heißt es, dass man das am
ersten Tag noch nicht tun sollte, weil es einen krank macht. Na ja, ich konnte
einfach nicht widerstehen…
Ich fühlte mich toll und bekam als
Abendessen sogar ein paar Kekse und Gebäck, bevor ich ins Bett ging. Unsere
Zeit war zurückversetzt, sodass wir im
Grunde planmäßig um 6 Uhr schlafen gingen und um 3 Uhr aufstanden.
In der ersten Nacht waren wir alle so
müde, dass das frühe zu Bett gehen kein Problem war. Oh! Ich habe vergessen
etwas zu erwähnen…Als die Sojus in den Orbit gestartet wurde, um die
Raumstation zu verfolgen, drehte sie sich die ganze Zeit um die eigene Achse.
Die Fahrt zur Station dauerte fast 48 Stunden…
Nun wusste ich, warum wir diese
gefürchteten Drehstuhl-Trainings hatten (Vestibularstuhl von Dr. Alexejev, Anm.
Yvonne).
Misha erzählte uns, dass es uns besser
geht, wenn wir unsere Schlafsäcke von der Decke unserer Behausung hängen und
unseren Kopf in die Mitte der Luke legen würden. Auf diese Weise würden wir
fast in der Mitte der Masse sein und weniger von diesem Dreh-Effekt
spüren.
Also folgte ich seiner Anleitung und
hing meinen Schlafsack mit der Oberseite nach unten auf und schlüpfte hinein.
L.A. hing seinen anders herum von der Decke und machte dasselbe. Misha schlief im Orbitalmodul.
Ich überlegte mir, wie wir in unseren
Schlafsäcken wohl aussehen müssen und es erinnerte mich an Fledermäuse, die von
der Höhlendecke hängend schlafen. Nun
waren wir hier in unserer kleinen Höhle, über die Erde schwebend und mit dem
Kurs auf die ISS.
Ich habe mich entschieden, auf der
sicheren Seite zu sein und nahm noch eine Tablette gegen die Übelkeit, bevor
ich zu Bett ging. Diese Tabletten machen wirklich müde, also glaubte ich, dass sie
mir helfen würden, schneller einzuschlafen. Ich konnte meinen iPod in meiner
Tasche finden und war eine fröhliche Camperin… Ich nahm die Kopfhörer und ging
in meinem Fledermaus-Sack schlafen. Ich wusste nicht wie ich beim Schlafen
während dem Schweben reagiere. Man berührt keinerlei Oberfläche und ich stellte
mir vor, dass es irgendwie merkwürdig sein muss, aber ich habe es geliebt. Es
hat mich ruhig werden lassen, als ob ich auf der Oberfläche eines Sees liegen
würde.
So weit so gut…Am nächsten Morgen, als
ich aufwachte, war ich so aufgeregt, dass ich schnell aus meinem Schlafsack
herausrutschte, mit dem Kopf auf das Orbitalmodul fiel, mich um mich selbst
drehte und wieder zurück in mein kleines Wohnabteil flog. Sobald ich stoppte,
bemerkte ich, dass das, was ich getan hatte, keine wirklich gute Idee war! Ich
fühlte mich, als würden meine Innereien in meinem Bauch Cha-Cha tanzen…
Dann habe ich aufgehört und versuchte
meine Bewegungen zu minimieren. Von diesem Punkt an war ich im Grunde genommen
wie schwanger. Ich machte nur sehr kleine langsame Bewegungen und sogar dabei
fühlte ich mich schlecht…
Die Krönung war dann, dass ich noch
zwei weitere Raumfahrt Symptome hatte. Das erste waren kleine Rückenschmerzen.
Die Wirbelsäule dehnt sich durch die Körperflüssigkeit aus und man wird größer.
Ich war froh darüber, größer zu sein, aber die Schmerzen waren kein Spaß.
Das zweite Symptom war die Verlagerung
der Körperflüssigkeit in den Kopf. Weil die Schwerkraft nicht da ist, um dem
Blut zu helfen, das vom Herz bis in den Fuß gepumpt wird, sammelt es sich im
Kopf an, sodass das Gesicht anschwillt, rot wird und man Kopfschmerzen bekommt.
Es fühlt sich ein bisschen an, als ob man sehr lange auf dem Kopf steht.
Und so war ich nun hier mit großen
Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Übelkeit. Ich sagte zu mir: „Das ist kein
guter Start – was, wenn es mir die komplette Zeit so geht!“ Nachdem ich ein
paar Mal erbrochen hatte, entschied ich mich dafür, die schwereren Geschütze
aufzufahren…
Der Flugarzt hat Spritzen, die man
nehmen kann, wenn man sie braucht, gegen diese Krankheit eingepackt. Ich
glaubte, sie wirklich zu brauchen, also fragte ich Mike und Misha, mir eine
Spritze zu geben. Sie berieten über die Anweisungen, die sie bekommen hatten
und entschieden, mir eine halbe Pulle zu spritzen. Mike bereitete die Spritze
vor und Misha verabreichte sie. Sie waren beide sehr besorgt um mich und
wollten etwas machen, dass es mir besser geht. Ich fühlte mich schlecht, weil
ich dachte, ihnen ihren ersten Sojusflug ruiniert zu haben…
Es hat nicht lange gedauert, da war ich
durch die Spritze auch schon eingeschlafen. Misha bereitete meinen Schlafsack
vor. Dieses Mal fragte ich, ob ich mich in einem kleinen Bereich einrollen
könne, um in der Position eines Fetus zu liegen. Es hat sich angefühlt, als
würde meine Rückenschmerzen besser werden. Er empfahl mir auch, dass ich meinen
Kopf gegen einen von den Frachtsäcken drücken solle, um gegen die Kopfschmerzen
anzukämpfen. Ich rollte mich in meinen
Schlafsack, während ich meinen Kopf gegen den Sack presste und schlief fast den
ganzen Tag. Gelegentlich öffnete ich meine Augen und sah Misha und Mike
herumwandern. Sie fragten mich einige Male, ob ich etwas zu essen wollen, oder
etwas brauchen würde. Außerdem prüften sie meine Temperatur, um sicher zu
gehen, dass es mir nicht schlechter ging.
Am zweiten Morgen wachte ich dann auf
und fühlte mich ein wenig besser, aber immer noch nicht gut genug, um zu essen,
oder herumzulaufen. Ich entschied, eine neue Spritze zu nehmen. Und dieses Mal,
nachdem Misha und Mike es mit den Flugärzten beredet hatten, gaben sie mir die
volle Dosis.
Ich war von mir selbst wirklich
enttäuscht…. Ich dachte daran, dass ich immer ins All wollte, und kaum war ich
wirklich da, war ich so krank, dass ich nicht einmal aus dem Fenster schauen
konnte…Ich fing an mir einzureden: „Hör auch mit dem Quatsch…du bist stärker
als das…reiß dich zusammen…das ist alles in deinem Kopf, du kannst das
stoppen…“
Ich bin richtig ungeduldig geworden und
wollte endlich an der Raumstation ankommen. Irgendwie dachte ich, dass ich mich
dann besser fühlen würde, aber jeder sagte mir, dass man sich schlecht fühlt,
wenn man das erste Mal die Raumstation betritt, weil man von einer Umgebung mit
einem kleinen Volumen in eine Umgebung
mit großem Volumen wechselt.
Aber das war mir egal, ich wollte
einfach aus meinem kleinen Schlafsack herauskommen und an einen breiteren,
größeren Platz kommen. Misha erzählte mir, dass ich mich nun für das Andocken
einrichten muss. Kurz nachdem ich meine Spritze bekommen hatte, halfen sie mir
in meinen Raumanzug und schnallten mich in meinem Sitz an.
Das Andocken dauerte sehr lange. Danach
wird eine Überprüfung der Leckstellen für den Bereich der Luke gemacht, um
sicherzugehen, dass dort kein Druckabfall ist. Normalerweise braucht das fast 2
Stunden. Ich döste, während Mike und Misha den Prozess durchführten.
Bei der Anfahrt war ich dann ganz wach
und schaute, wie wir immer näher und näher zur Raumstation kamen. Ich war so
aufgeregt. Jedes Mal, wenn wir etwas näher waren, fühlte ich mich besser, bis
wir am Ende dann andockten.
Nach einer Weile entschied ich mich
dann dafür, aus meinem Sitz aufzustehen und den Raumanzug auszuziehen. Ich wusste,
dass dort Kameras sein würden, wenn wir die Raumstation betreten und ich wollte
nicht wie ein kranker Hund aussehen. Als ich meinen Raumanzug auszog, fühlte
ich mich viel besser. Ich hatte sogar Hunger und aß ein paar Kekse.
Die Zeit verging sehr langsam, aber am
Ende kam der Moment und sie waren bereit, die Luke zu öffnen. Mike und Misha
riefen mich her und sagten mir, dass ich tief Luft holen sollte, weil es das
erste Mal sei, an dem ich „WELTRAUM“ riechen würde.
Sie sagten, dass es ein einzigartiger Geruch sei. Als sie die Luke aufmachten, roch ich das „WELTALL“. Es roch komisch…ein bisschen wie gebrannte Mandeln. Ich sagte zu ihnen: „Es riecht nach Kochen“ und beide schauten mich an, als ob ich verrückt sei und meinten: „Kochen!!!“
Ich meinte: „Ja…ein bisschen, als wenn
etwas brennen würde…Ich weiß nicht, es ist schwer zu erklären…“
Genau in diesem Moment waren Jeff und
Pasha bereit für uns und öffneten die Luke von der anderen Seite, umarmten und
begrüßten uns audf der Raumstation…. Sobald ich in die Raumstation gestiegen
war, fühlte ich mich wie zuhause….ich fühlte mich 100 Prozent besser….ich
konnte kaum aufhören zu lächeln….ich konnte es nicht glauben…es war mein
Ziel…und nun war ich zuhause.
Und den Rest habt ihr bestimmt auf NASA
TV gesehen.
Bis zum nächsten Eintrag…einen schönen
Tag noch!
Es besteht aus
3 Sektionen. Anousheh sitzt mit ihrer Crew in der mittleren Sektion, der
späteren Landekapsel. Während des Fluges schlief sie vorn im Orbitalmodul.
Darin befinden sich Geräte und etwas Fracht. Später vor der Landung wird diese
Sektion wie auch die Gerätesektion auf der rechten Seite abgetrennt und
verglüht.
Anousheh auf ihrem Platz in der Sojus kurz vor dem Andocken
UNGLAUBLICH…
L.A. riet mir
gerade, dem Shuttle Atlantis beim Landen zu zu schauen…Was für ein
Anblick…Dieser Ausflug wird einfach immer toller. Es war wunderschön. Zuerst
war es nur ein blinkender Punkt von orangefarbenem Licht und dann ein
unveränderter Lichtpunkt…und am Ende sah es aus wie ein wunderschöner Komet in
Zeitlupe. Ein scheinender orangener Punkt mit einem weißen Schweif dahinter…
Es war einfach
unglaublich…als ich sie landen sah, betete ich für eine sichere Landung. Wir
verloren die Sicht auf das Shuttle, als das Tageslicht begann, unseren Blick
unklar werden zu lassen…Aber später hörten wir, dass sie sicher und gesund
gelandet sind…
Frohe
Rückkehr, Atlantis…
Kommentar Yvonne: Hier etwas
aus meinem Tagebuch zur Atlantis:
Neubrandenburg,
9. September 2006
Die Spannung
ist zum Zerreißen. Heute muss die Atlantis starten. Die wichtigste und arbeitsintensivste
Mission für die ISS hat nur noch diesen Tag. Die Schüler kennen viele der
Missionstage schon fast auswendig. Sie wissen sogar, dass die Heidi aus dem
Tauchbecken (NBL) von Houston am dritten Missionstag in der Luftschleuse der
ISS schlafen wird.
Nun ist in
Neubrandenburg der 22. Tag der Raumfahrt aber die 9 Schüler können an nichts
anderes mehr denken, als sich an den Banana Creek zurück. Sie wollen jetzt da
sein. Zuvor aber muss der Stand aufgebaut werden. Es llaufen Videos und ein Flugsimulator
des Shuttles am Laptop. Vorbeikommende Kinder sind beeindruckt und schieben
ihre Nasen zwischen die "Blaumänner". Eltern und Lehrer erkundigen
sich verblüfft. Den ganzen Tag laufen wissenschaftliche Vorträge. Die meisten
Besucher aber sitzen in einem Vortrag über "Für und Wider der
Mondlüge". Das interessiert anscheinend alle. Wir schämen uns.
Doch die
Referenten sind klever, sie positionieren sich zwar nicht zu den vorgebrachten immer
zweiseitig beleuchteten Argumenten, bringen es aber fertig, dass man sich
selbst ein besseres Bild machen kann. Danach stehen auch die Verfechter der
Lüge leer da - oder die haben den Verstand verloren.
Gegen 16:30
Uhr dann wird es spannend. Der Auftritt des Space Education Institutes als
Einleitung in eine große Diskussion mit Raumfahrern rückt näher. Unentwegt
treffen die Status-SMS von Herrn Prof. von Puttkamer aus dem NASA-Headquarter
in Washington ein. Sie sind kurz, aber jeder kann damit etwas anfangen. Wir
versuchen eine Live-Übertragung, aber es gibt keinen TV-Sender hier in
Deutschland, der das macht. Dann suchen wir nach einem Internet für NASA-TV.
Nichts.
Es ist kurz vor 16 Uhr. Immernoch streikt die Vorführtechnik. Konzentriert und mit Schweißperlen auf der Stirn arbeite ich am Problem zwischen Beamer und Laptop. Fertig, der Gong ertönt. Jacqueline kündigt uns an und schon läuft der erste Film für 30 Sekunden. In der Hosentasche vibriert der Blackberry: "T - 9 min". Ohne lange Umschweife kündige ich die zwei Schülermissionen von uns an, drücke der NASA öffentlich die Daumen und die Schüler laufen im Gänsemarsch mit Yvonne an der Spitze auf die Bühne. Im Hintergrund steht: "Godspeed Atlantis" auf der Leinwand. Alles ist still.
Der Moskau-Film
läuft ab. Man sieht die 16-19-jährigen an vielen Trainingsgeräten in Moskau. Es
ist dort wo kaum jemand hinkommt. Die Kosmonauten Tokarev, Gorbatko und
Alexandrov sind beeindruckt. Sie sitzen in der ersten Reihe. Ob Tokarev bewusst
ist, was er damals mit seinen Sätzen in den Herzen der Schüler anrichtete?
Gebannt schaut er auf den Bericht. Seine Dolmetscherin neigt den Kopf dicht
hinter seinen. Ihr Mund bewegt sich schnell. Vorn stehen die Schüler in
straffer Reihe unter der Leinwand, stolz, gerade und mit geschwollener Brust.
Sie sind wieder da - dort wo sie sein wollen. Der Film geht zu Ende, Murmeln im
Saal. In der Hosentasche vibriert wieder der Blackberry. Es ist 17:16 Uhr:
"Liftoff! Alles OK!" Ich lese die Nachricht vor, Applaus im Raum.
Tokarevs Gesicht nimmt einen entspannten Ausdruck an. Dann kommt der Film über
die NASA-Mission. Sie zeigt das Cape Canaveral, den Start der Discovery vor 8
Wochen und das Training in Houston mit den Schülern. Es sind fast die selben
Bilder wie aus Moskau - nur eben sind diese von der NASA.
Anne steht in
der Reihe. Sie hat das alles miterlebt. Sie kann jede Minute dieser 7
Astronauten aus eigenem Erleben nun miterleben. In Ihrem Körper sind die
übermannen Emotionen vom Banana Creek während die Atlantis auf ihrer Rauchsäule
gen Himmel steigt. Das Vibrieren der Kleidung, das Donnern in der Brust und das
Kreischen der Besucher. Tränen rollen im Halbdunkel des Beamerlichtes über ihre
Wangen. Für Anne startet der Shuttle Atlantis nicht Tausende von Kilometern
weit weg in den Orbit. Für Anne ist das alles ganz nah, hier in diesem Saal.
Der Blackberry
verkündet 17:20 Uhr: "Boosters abgesprengt. Alles OK." Gerade geht
der Film zu Ende. Ich lese die Nachricht vor. Ohne auf sich zu achten klatschen
die Schüler auf der Bühne und fangen somit den Saal in sich ein. Der Applaus
läuft über. Fasziniert und ergriffen bemerke ich die auch für mich neue
Situation und lege sofort einen ungeschnittenen Film nach. Es ist das
Rohmaterial vom Punkt des Starts an. Nun ist das Kreischen im Saal, das Donnern
unter den Sitzen und die unkontrollierten Kamerabewegungen in den Köpfen der
Zuschauer. Den anderen Schülern aus dieser Mission geht es nun nicht anders wie
Anne. Sie halten tapfer ihre Emotionen in der Kontrolle, aber Tränen rollen über
alle glühenden Wangen. Ergriffen und sprachlos starren die Gäste auf die sich
vor ihnen abspielende Szene. Als der Film stoppt lese ich die letzte SMS des
Tages vor: "Brennschluss. Sind im Orbit. Alles bestens OK! Am Bord 6 Crew
und 16 Tonnen Nutzlast fuer ISS".
Applaus tobt.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und wünsche mir vor dem Publikum für
die Zukunft unseres Landes, dass es mehr Schülern ermöglicht werden muss,
solche Erlebnisse zu haben. Die folgende Diskussionsrunde mit den Kosmonauten
dreht sich um kein anderes Thema.
Wir haben
alles gegeben. Viel Erfolg Atlantis. Danke NASA.
Siehe auch: http://www.spacepass.de/TV/NASA-SEI-Bericht06-100.wmv
6. Anruf aus dem Orbit
23. September
An diesem Nachmittag nahm ich das
“längste Ferngespräch” jemals an! – ein Anruf von Anousheh aus dem Orbit.
Mein Handy zeigte die Vorwahl 281 an,
die Vorwahl vom Johnson Space Center. Ich antwortete und hörte Anousheh`s fröhliche
Stimme. “Hallo Peter! Hier ist Anousheh, ich rufe von der ISS an.” Ich konnte
nicht mehr aufhören zu grinsen.
Wir sprache darüber, wie viel Spaß sie
hat, wenn sie sich dreht, schwebt und aus dem Fenster schaut. Sie war immer
neidisch, wie viel Zeit ich im Zero Gravity Corporation’s Center verbracht
hatte….mehr als 7.5 Stunden bisher, immer 30 sekunden. Aber nun hat mich
Anousheh geschlagen!
Anousheh ist sehr aufgeregt durch das
Weltraumtagebuch und wie viele Leute sich jeden Tag einloggen, um es zu lesen.
Vielen Dank an Robin Snelson dafür, dass er diese großartige Arbeit tut.
Wir sprachen darüber, wie sich durch
ihre Erfahrungen ihre Gedanken über die private Raumfahrt entwickeln… Wie eine
private Weltraumstation vielleicht aussehen könnte und, dass ein Orbital x
Price und ein Lunar x Price dann gebraucht wird. Wir sprachen auch darüber, wie
dankbar sie Space Adventures ist, dass sie ihren Flug möglich gemacht haben.
Ich fragte sie, ob sie schon den Mond
aus dem Fenster gesehen hat und sie antwortete: „ Nein“, aber sie versuchte ihn
zu finden. Wir lachten darüber, dass sie es zuerst in den Orbit geschafft hat,
aber ich werde versuchen zuerst auf der Mondoberfläche zu stehen. Dankeschön,
dass ich mit Anousheh telefonieren konnte. Viel Spaß beim Lesen!
- Peter H. Diamandis
(Chairman, X PRIZE Foundation).
Kommentar Yvonne: Es ist
möglich, von der ISS aus jede erdenkliche Telefonnummer auf der Erde
anzuwählen. Ein Freund erzählte mir das einmal. Als er dann oben war, fand er
den Zettel nicht, auf welchem ich ihm alles aufgeschrieben hatte. Ich habe noch
keinen Anruf aus dem All bekommen, dafür eine Email mit Foto. Es ist das unten
in der Mitte. Das ist schon sehr verblüffend und ich war sehr glücklich
darüber. Seht, wem wir damals mit der 8. Stammbesatzung einen Allflug auf der
ISS ermöglicht haben. Es ist der Sandmann. Alexander Kaleri (rechts) und Mike
Foale (links) feierten mit ihm sogar Thanksgiving J ( siehe
erstes Video: http://www.spaceflight.nasa.gov/gallery/video/station/expedition8/ndxpage1.html
.
Sandmann auf der ISS. Im mittleren Bild
schwebt er in einem „Wohnzimmer“. Das Fenster zeigt die Erde und dahinter ist
ein Schlafsack. Auf dem Bild Rechts sitzt er auf dem Esstisch im russischen
„Swesda-Modul“ (dt. Stern). Seht auch dieses
Erinnerungsvideo an diese Reise von 2003. (9,5 MB)
Kommentar Jesco von Puttkamer
(NASA): „Heute führte Anousheh ein Amateur (Ham) Radio-Gespräch mit
Studenten der hiesigen George Washington University, das heute ganz groß von
der “Washington Post” herausgestellt
wurde,- eine Seltenheit für dieses Blatt. Da lacht das Herz. Jesco von
Puttkamer (NASA)“
7. Reisedetails im Weltraum
24. September
... Jeder möchte genau wissen: Wie duscht
man sich im All? Wie putzt man sich die Zähne? Wie wäscht man sich die Haare?
Nun meine Freunde, ich muss zugeben,
dass gute Hygiene im All nicht einfach ist! Es gibt keine Dusche oder ein Hahn
mit laufendem Wasser. Wasser "fließt" hier nicht, es "schwimmt"
- das macht es einem schwieriger sich zu waschen. Also was machen die Leute
hier, besonders die, die sechs Monate am Stück hier bleiben? Sie improvisieren!
Es gibt nasse Tücher, nasse Wischlappen
und trockene Tücher, die für die Reinigung benutzt werden. Normalerweise erhält
jede Person ein nasses Tuch am Tag und ein Paar von den trockenen. Jede Person
hat einen persönlichen Hygienekoffer, in dem sie ihr Zeug wie Zahnbürste haben
und eine Rasierausstattung, Cremes, usw.. Ich erhielt die Würfel-K Ausstattung,
also hatte ich einen Rasierer und Mengen von Rasierschaum, aber kein Make-up...J
Nun, die Zähne sich im All zu putzen
ist noch mal ein anderer Spaß. Die Astronauten können ihren Mund nicht
ausspülen und auch nicht ausspucken, nachdem sie die Zähne geputzt haben, so
beenden sie alles mit Ausspülen und Schlucken. Sie nennen es den frischen Minze
Effekt.
Die interessanteste Erfahrung - oder
ich soll es Experiment nennen - ist das Waschen der Haare. Jetzt weiß ich,
warum Leute ihr Haar so kurz im All haben. Im Grunde nimmst du einen
Wasserbeutel und machst langsam eine sehr große Wasserblase über deinem Kopf
und dann wäscht du sehr sehr behutsam, mit einem Trockenshampoo, dein Haar. Bei
der geringfügigsten plötzlichen Bewegung fangen kleine Wasserblasen an, überall
herum zuschwimmen. Ich habe ein paar Videos von meiner Haarwascherfahrung
gemacht, die ich verteile wenn ich zurückkomme.
Selbstverständlich ist Wasser hier ein
wertvolles Hilfsmittel und wird aufbereitet, also wird nichts nasses weggeworfen,
statt dessen wird es an der Luft getrocknet. Es gibt hier eine
Wasseransammlungsstelle, welche die Feuchtigkeit aus der Luft heraus nimmt und
sie aufbereitet und reinigt. Dies schließt deine verschwitzte Kleidung mit ein,
nachdem du trainiert hast. Einer der Kosmonauten erklärte mir einmal: „Wir alle
sind uns sehr nah, wie Brüder und Schwestern, es ist sehr einzigartig, weil wir
des anderen Schweiß trinken." Jetzt weiß ich gut, was das bedeutet...
Es gibt hier Übungsausrüstungen, eine
Tretmühle und ein Fahrrad mit der besten Aussicht der Welt in das russischen
Segment, und ein paar Widerstandstrainer und ein anderes Fahrrad im
amerikanischen Segment.
Astronauten und Kosmonauten trainieren
jeden Tag, manchmal zweimal täglich, um sicherzustellen, dass sie die
Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf ihren Muskeln und Knochen verringern.
Wenn Leute in der Schwerelosigkeit für einen längeren Zeitabschnitt leben,
fangen ihre Muskeln an schwächer zu werden und zu schrumpfen, weil sie nicht so
viel verwendet werden. Es gibt keine Schwerkraft, um gegen zu arbeiten, es ist
alles ohne Mühe. Du verlierst auch Kalzium in den Knochen so kommt es zu einem
Knochendichteverlust.
Sie sagen immer, dass du nicht deinen
Kuchen haben kannst und ihn auch essen kannst... So schätze ich, dass du all
die Schönheit und Aufregung des Alls mit einem gewissen Preis bezahlen musst.
Selbstverständlich bin ich sicher, dass einer von euch da draußen ein Biologe
oder ein Doktor wird und erfindet, wie man all diesen Effekten entgegenwirkt,
sodass wir auch lange Reisezeiten zum Mars und anderen Sonnensystemplaneten und
Monden hinter uns bringen, und unsere Suche über unser Sonnensystem hinaus
fortsetzen können...
Anousheh
Kommentar Yvonne: Für die Erhaltung
des Lebens eines Menschen Im All gibt es zwei grundlegende Studienrichtungen.
Die eine ist die Biomedizin. Sie befasst sich mit allen Dingen, welche man aus
medizinischer und biologischer Sicht in der Schwerelosigkeit beachten muss. Da
sich im All zum Beispiel Flüssigkeiten anders verhalten und der menschliche
Organismus aus 80% Flüssigkeit besteht, müssen viele Prozesse durch
Katalysatoren (u.a. Medikamente) kompensiert werden. Das einzige Institut mit
einer umfassenden Erfahrung dazu ist das IMBP in Moskau ( http://www.imbp.ru/ ). Mir hat einmal der Rektor
des IMBP, Prof. Baranov, gesagt: „Wer in das All fliegen will, der muss dieses
Haus betreten.“ Er hatte recht. Anousheh war drin. Ich auch, aber meine Zeit kommt
noch J
Die andere Studienrichtung sind die
Lebenserhaltungssysteme im All. Diese werden im Moskauer Luft- und
Raumfahrtinstitut gelehrt (http://www.mai.ru/
). Der etwas geheimnisvolle Lehrstuhl 607 ist bis vor kurzer Zeit das Juwel
Russlands gewesen und ist es im Grunde heute noch. Der besonders liebenswerte
Dekan des Lehrstuhls, Prof. Dr. Malozemov, ist die gute Seele der jährlich 15
Studierenden in diesem Fach. Wenn ihr solch ein Studium erfolgreich abschließt,
dann seid ihr Gott für die Raumfahrer. Ihr könnt dann Luft und Wasser auf einer
Raumstation so gut regenerieren, dass es zu 93 % wiederverwendbar ist. Dies
spart Unmengen an Versorgungsfracht, viel Geld und kann überall in der Welt
angewendet werden, wo man schmutziges Wasser/Luft reinigen muss. An der
Elfenbeinküste könntet Ihr jetzt Tausenden Menschen helfen.
Die dritte wichtige Sache für die
Gesundheit im All ist das Trainieren, wie Anousheh schon sagte. Hier habe ich ein
lustiges Video für Euch (4,45 MB). Bordingenieur Nikolai
Budarin (ISS-Mission 6) trainierte für mich und den Brand Designer Bruno Banani mit einem
besonderen T-Shirt im All. Ich habe übrigends noch einige von dieser besonderen
Serie. Wer mir schreibt, könnte eines bekommen.
Llinks: der Mars-Raumschiff-Simulator
im IMBP, ein Ziel unserer Mission 3, Mitte: Martin (Mission 1) und Prof.
Malozemov vor der Wasseraufbereitungsanlage im Lehrstuhl 607, Rechts: Nikolai
Budarin mit Banani-Shirt aus Hohlfasern auf der ISS
Hier habe ich ein
lustiges Video für Euch (4,45 MB
8. mein kleines Zuhause
25. September
Die Tage hier an Bord
beginnen ungefähr um 4:00 morgens GMT und enden circa 7:30 GMT abends. 7:30 Uhr
sollen die Lichter aus sein ! Aber es ist die Zeit, in der jeder sich ein
bisschen entspannen und ein bisschen reden kann, einige persönliche Anrufe mit
Familienmitgliedern führen kann, oder einfach aus dem Fenster schauen und die
Aussicht bewundern kann...
Es ist ein schön gemütliches Gefühl.
Wie ihr vielleicht wisst, macht die Station eine komplette Bahn alle 90
Minuten, wenn ich also über die Nacht spreche, denkt nicht an die Nacht auf der
Erde wenn es draußen dunkel ist. Die Sonne steigt und sinkt während eines jeden
Erdumlaufes. Man kann 32 schöne Sonnenauf- und Sonnenuntergänge während eines
Erdentages anschauen.
Während des Tages ist jeder mit den
spezifischen Aufgaben recht beschäftigt, die jedem Mannschaftsmitglied von der
Mission Control in Moskau und in Houston zugewiesen werden. Der Zeitplan ist
mit der Station verbunden mit spezifischen Anweisungen für die Tätigkeiten, die
gemacht werden müssen. Es gibt einen Personalsitzungsanruf morgens, um
sicherzustellen, dass alles klar ist und ein anderer am Ende des Tages, um zu
sehen, welcher Fortschritt gemacht wurde und um über die Tätigkeiten für am
nächsten Tag zu sprechen. Sogar die Wochenenden sind nicht wirklich Wochenenden
hier oben. Die Arbeitsbelastung ist vielleicht etwas weniger, aber es gibt
immer noch einige Aufgaben, die gemacht werden, Systeme, die repariert werden,
und wissenschaftliche Experimente, die betreut werden müssen.
Um ungefähr 6:30 Uhr abends setzt sich
jeder um den Speisetisch im russischen Segment. Wir erhitzen einige Dosen und
vermischen etwas gefriertrocknete Nahrung (Suppe, gestampfte Kartoffel, Gemüse)
mit Wasser, lachen öfters und erzählen uns einige Raumfahrtgeschichten.
Die Gruppe, die schon lange da ist,
wird sehr kreativ, mit dem was sie haben. Nach sechs Monaten immer die gleichen
fünfzehn grundlegenden Mahlzeiten essen, könnte etwas langweilig werden.....
Außer dass sie verschiedene Gewürze dazu tun, kombinieren sie Teile
unterschiedlicher Mahlzeiten um neue Rezepte zu erstellen. Von Zeit zu Zeit
erhalten sie ein Versorgungspaket in den Ladungsbehältern, die mit einem
Shuttle oder einem russischen Frachtschiff gesendet wurden. Die
Versorgungspakete enthalten etwas frische Nahrung, die normalerweise am
gleichen Tag noch gegessen werden muss. Ihr könnt Euch vorstellen, wie gut ein
frischer Apfel tut, nach einigen Monaten eingemachter Nahrung.
Das All für eine kurze Weile zu
besuchen ist eine Sache, aber für ein halbes Jahr zu bleiben, eine andere....
Du bist weit weg von der Familie und den Freunden, und außer Mails und kurzen
Telefonanrufen, ist außer den Mannschaftsmitgliedern niemand da. Gerade besteht die Langzeitmannschaft aus
drei Astronauten oder Kosmonauten. Aber bald planen die ISS Partnerländer, die
Mannschaft auf sechs zu erhöhen.
Ich schätze, dass die, die von euch in
der Hochschule sind und in einem Schlafsaal leben, es verstehen können. Es gibt
zwar einen großen Unterschied... Wenn du genug von den Zimmergenossen hast,
verlässt du einfach das Zimmer und gehst für eine Weile spazieren oder sprichst
mit jemand anderem oder schläfst woanders. Wenn du hier einen Zimmergenossen
nicht magst, gibt es kein „Irgendwohingehen“ . Die nächste Möglichkeit nach
Hause zu kommen kommt in sechs Monaten und du arbeitest besser an deinen
zwischenmenschlichen Beziehungen.
Aber ich muss sagen, ich bin absolut
überrascht worden, wie wundervoll die Astronauten und die Kosmonauten sind. Ich
weiß nicht wie sie vorbereitet wurden. Möglicherweise sind sie alle, wie ich,
vom Planeten K-PAX (Entschuldigung, wenn Du nicht den Film gesehen hast, verstehst
Du es nicht!) Aber sie sind wirklich intelligente, warmherzige, ruhige
Einzelpersonen. Jeden, den ich im Sternenstädtchen und hier oben traf, kann man
Supermenschen nennen ... Ich denke ehrlich, dass wir Astronauten für die
Staatsführung nehmen sollten... das sind große Führer mit einer einzigartigen
Perspektive von der Welt !
Obwohl diese Jungs und Mädchen in
beengten Verhältnissen für sechs Monate oder manchmal länger leben, kommen sie
gut miteinander aus und schaffen sich Freunde fürs Leben. Hier oben hängt ihr
Leben davon ab, wie gut sie zusammen arbeiten und wie gut sie sich
verstehen.... und wenn sie solch eine starke Bindung herstellen, kann man sie
nicht einfach trennen, wenn sie zur Erde zurück kommen.
Es ist wie auf der Erde, wenn man daran
denkt.... Wir sind alle miteinander verbunden, wenn man auf dem einzigen
bewohnbaren Planeten im Sonnensystem lebt..., wir haben keinen Platz um sonst
wohin zu gehen, zumindest nicht für eine Weile... so, wenn wir nicht
miteinander auskommen und aus einer Mücke einen Elefanten machen und unser
Zuhause verschmutzen, was dann? WIR müssen damit leben...
Die meisten erfahrenen Kosmonauten
sprechen Englisch und die meisten erfahrenen Astronauten sprechen Russisch. Es
ist eine lustige Sache, die ich öfters beobachtet habe, wenn ein Kosmonaut eine
Frage auf englisch stellt, und der Astronaut auf russisch antwortet. Das ist
es, was ich gegenseitigen Respekt nenne! Wenn wir nur mehr Leute auf der Erde
hätten, die das praktizieren, hätten wir einen viel friedlicheren Platz um zu
leben.
Ich bin sicher, dass es Tage gibt, an
denen einer von ihnen einen schlechten Tag hat und nicht bei den anderen sein
kann, aber ich weiß auch, dass er oder sie sichergeht, ob er seine negativen
Gefühle nicht an seinen Kollegen auslässt. Und die anderen verstehen auch
seinen Geisteszustand und lassen ihm oder ihr ein wenig mehr Privatleben.
So, obwohl es hier ungefähr 1500
Quadratfuß sind (über die Größe eines durchschnittlichen Hauses mit drei
Schlafzimmern) gefüllt mit Tonnen von Ausrüstung und den sechs von uns die
nirgendwo hingehen können, haben wir eine hübsche gute Zeit und genießen es...
oder mindestens ist es das was ich fühle
Bis morgen...
Vielleicht ist die Macht mit euch…
Kommentar Yvonne: Ganz sicher,
denn Ihr könnt da auch sein:
Links: Mission
1 im Herbst 2005 am ISS-Simulator im Sternenstädchen bei Moskau, Rechts:
Shuttle-Simulator in Houston, im Sommer 2006 mit Astronaut Hans Schlegel
9.
Schauen, wie die Erde vorüberzieht...
26.
September
Vielleicht
hast du die Redewendung „Schauen, wie die Erde vorbeizieht“ schon mal gehört.
Ich glaube man benutzt sie normalerweise, wenn man vom Zeitvergehen, vom sich
Ausruhen und einfach Nichtstun.....nur Beobachten, von einem Zustand der
Trägheit redet.
Für
Astronauten hat diese Redewendung eine neue Bedeutung...
Ich
hörte es erst von Peggy Whitson und dann hier oben von Jeffrey Williams und
Mike LA. Für sie bedeutet es wörtlich: Schauen, wie die Erde vorbeizieht! Wenn
man hier aus dem Fenster schaut, sieht man, wie die Welt sich langsam in die
andere Richtung dreht. Ich denke es soll beides bedeuten... Mache
interpretieren es vielleicht, als ob sie auf der ISS stationiert wären und die
Erde sich drehte, wie ich es tueJ - und manche meinen, dass die Erde feststeht und die
ISS sich um sie dreht.
Die
Wahrheit ist, dass wir uns beide in die selbe Richtung drehen, die Raumstation
ist nur 20 Mal schneller als die Erde, also sieht es so aus, als ob die Erde
sich in die andere Richtung drehen würde....Ok, genug davon.... Ich denke in
euren Köpfen drehzt sich jetzt alles J
Aber
egal.... Wenn du hinausschaust, wirst du die Erde immer aus einer anderen
Perspektive sehen, je nachdem, aus welchem Fenster du gerade schaust. Von dem
Fenster des Moduls, in dem wir essen, sieht man die Erdoberfläche mit einer
kleinen Wölbung an den Kanten.
Von
den seitlichen Fenstern der kleinen
Kabinen und dem Andockabteil, wo ich schlafe, sieht man die komplette Wölbung
der Erde vor dem dunklen Hintergrund des Universums. Dies ist mein Lieblingsausblick,
weil man die ganze Erde sieht und nicht nur Teile von ihr. Ich möchte immer
zuerst das Ganze sehen, bevor ich über die Teile entscheide oder nachdenke. Ich
wünschte die Führer verschiedener Nationen könnten das selbe tun und eine
Version der gesamten Erde sehen, vor einem spezifischen Blick auf ihr Land.
So,
wo waren wir? Ich schrieb über das Betrachten der Erde, während sie
vorüberzieht...Als ich das erste Mal diese Redewendung gehört hatte, liebte ich
sie und versuchte es hier oben zu erleben. Vor allem nachts, vom Schlafsack
aus. Am Tag sieht man hunderte blaue Schatten im Ozean, je nachdem wie tief er
ist und wie die Sonne an der Oberfläche reflektiert wird...Man sieht Landmassen
meistens ohne Vegetation mit diesen Linien, die durch die verschiedenen
Gegenden fließen. Das sind entweder Flüsse, oder Erinnerungen an Gewässer, das
dort geflossen ist und seine Spuren hinterlassen hat, während es seinen Weg zu
den Ozeanen suchte...
Städte
sind leicht erkennbar, da sie aussehen, als ob jemand ein Handtuch genommen hat
und den Boden in diesem Gebiet verwüstet hat. Die bebauten Äcker sind
geometrisch angeordnet und haben verschieden Farben, je nach Anbau und
Bodenbeschaffenheit. Man kann keine Grenzen sehen...Man kann nicht sagen, wo
ein Land endet und das andere anfängt... Die einzige Grenze, die man sehen
kann, ist die zwischen Wasser und Land.
Normalerweise
ist der Großteil der Erde von Wolken bedeckt. Erst dachte ich: „ So ein Mist!
Ich kann nichts sehen und auch keine Fotos von irgendetwas machen.“ Aber dann
war ich fasziniert von den Wolken... Sie haben so verschiedene Gebilde und
Formen... Manchmal sehen sie aus wie dichte, flaumige Bettdecken, wann anders
sehen sie dann aus wie kleine Baumwollbälle überall verstreut...
Für
euch Iraner da draußen, es erinnert mich an „Panbeh Zan“, was ich erzählt
bekam, als ich noch ganz klein war und in Iran gelebt habe. Die Iraner nehmen
hin und wieder ihre gefühlten Baumwolldecken (Lahaf), nehmen die Baumwolle
heraus und schaben sie mit diesen alten Bausteinen ab, sodass sie wie ein
großer Hügel aussieht. (Oh! Oh! Ich übertreffe mich selbst J ) In einigen Regionen sehen die Wolken aus wie
Fasern... Als ob einer einen Pinsel und weiße Farbe genommen hätte und ihn nur
in verschiedene Richtungen gestrichen hätte...
Das
Betrachten der Wolken erinnerte mich an Hamid, meinen Ehemann... Eines unserer
Lieblingsdinge, wenn wir Ferien hatten, ist es, draußen zu liegen, die Wolken
anzuschauen und zu überlegen, welche Gestalten wir darin sehen können... Ich konnte
viele Dinge in ihnen sehen... Heute zum Beispiel hab ich diese Wolkengruppe
gesehen, die wie Vögel oder Flugzeuge aussahen... Ihr wisst, was ich meine...
Ich sah auch diese Wolken, die aussahen wie ein Rauchpilz bei Atombomben...
Pasha hob eine kreisförmige Anhäufung geformter Wolken hervor und erklärte mir,
das dies ein Hurrikan sei.
Man
kann ganze Stunden damit verbringen, einfach nur hinauszuschauen... Aber nach
45 Minuten wird der Himmel dunkel, wenn die Sonne hinter der Erde untergeht,
und erzeugt diesen unglaublichen orangenen Farbton, gemischt mit dem schönsten
Blauton... und dann kommt die Nacht. Man kann die Erde nicht so gut sehen, es
sei denn man geht die Städte durch. Nur dann sieht man diese orangenen Flecken,
die sich ausbreiten. Große Städte sind natürlich leichter zu erkennen.
In
den meisten Nächten, in denen ich hinausschaue, kann ich unten Gewitterstürme
sehen. Ich weiß, dass es für die Leute nicht angenehm ist, solch einen Sturm zu
erleben, aber von hier oben sieht es aus wie eine prächtige Lichtshow. Diese
Lichtstrahlen erscheinen wahllos an verschiedenen Orten. In den anderen
Nächten, in denen ich das beobachtet habe, hörte ich „Canon“ von Johann
Pachebel und es sah aus, als würde jemand das Licht mit der Musik verbinden...
Ich glaube wir waren irgendwo in der Nähe der australischen Küste über dem
Pazifischen Ozean...
Aber
das ist nicht der beste Teil. Der beste Teil und mein Lieblingsausblick hier
oben, ist der Ausblick auf das Universum in der Nacht. Die Sterne hier oben
sind unglaublich... Es sieht aus, als hätte jemand Diamantenstaub über eine
schwarze samtene Decke ausgestreut. Die Milchstraße ist leicht zu erkennen...
Wie ein Regenbogen aus Sternen über der gesamten Erde... Meine Augen können
nicht davon ablassen, ich lege meinen Kopf ans Fenster und kann nicht aufhören
zu schauen, bis ich von der Kälte der Fensterscheibe Kopfschmerzen bekomme...
Dann nehme ich meinen Kopf ein wenig zurück und blicke weiter hinaus.
Wenn
ich hinausschaue danke ich Gott jedes Mal, dass er mir geholfen hat, hierhin zu
kommen und dies zu erleben. Ich danke ihm dafür, dass er meine innere Stimme zu
euch gebracht hat und bitte ihn, mir eine Vision von meinem Lebensweg zu geben
und die Stärke ihm zu folgen. Das sind die friedvollsten Momente, die ich je in
meinem Leben hatte und ich fühle eine große Quelle von positiver Energie. Es
ist hart, dass ich immer zu lange schlafe, da ich meine Augen zwinge offen zu
bleiben, damit ich diese Schönheit sehen und sie in mich aufnehmen kann... Nur
noch eine Sekunde länger...
Gute
Nacht! Mein Fenster erwartet mich, damit ich die Welt beobachten kann, während
sie vorübergleitet, alle eure Tränen und euer Lachen von da unten fühlen
kann...
Habe
eine wunderschöne Nacht oder einen wunderschönen Tag, wo immer du auch bist...
Blick aus Anousheh´s Schlafzimmer
9.
Gott sei Dank gibt es den Klettverschluss
In
der Schwerelosigkeit zu sein hat wunderbare Vorteile…
Man
kann einen 500 Pfund Block mit einer Hand heben und ihn mit einem Finger bewegen…Man
kann herum fliegen und treiben anstatt zu laufen…man kann in jedem Alter Saltos
schlagen...und man kann mit seinem Essen spielen.
Wie
ich schon gesagt habe, alles geht ohne Anstrengungen. Wenn man sich vorwärts
bewegen will, drückt man leicht gegen eine Wand oder irgendein anderes hartes
Objekt mit einem Finger und man bewegt sich in die Gegenrichtung der
angewendeten Kraft. Leute blockieren einem den Weg im Flur, kein Problem, man
wechselt die Decke und krabbelt genau wie Spiderman an der Decke über ihren
Köpfen mit den Griffstangen an den Wänden (Natürlich kann man nicht wirklich
krabbeln, aber es sieht so aus, als würde man krabbeln).
Du
hast dein Buch auf der anderen Seite des Moduls vergessen, kein Problem...du
bittest jemand in der Nähe es dir zu schicken...Das bedeutet, er nimmt es und
schubst es ganz leicht zu dir und da ist es...dein Buch fliegt den ganzen Weg
von der anderen Seite. Dein Freund isst Süßigkeiten und du fragst, ob du etwas
abhaben darfst, also wirft er ganz leicht ein Stück zu dir und es kommt in
deinen offenen Mund geflogen...(Kinder, bitte versucht so etwas nicht in der
Schwerkraft)
Im
Weltraum ist es in Ordnung, mit seinem Essen zu spielen. Die Astronauten und
Kosmonauten machen das alle. Die Käsetaschen werden nicht mit der Hand in den
Mund gelegt, sie werden leicht aus ihrem Behälter gestupst und fliegen einem in
den Mund. Wenn man eine Tüte mit einem weichen Nahrungsmittel wie Jogurt oder
Suppe öffnet und nicht wirklich vorsichtig ist, fliegen kleine Jogurtblasen herum
und man kann versuchen sie mit dem Löffel zu fangen. Aber wenn man zu schnell
versucht sie zu fangen, trifft eine Blase den Löffel und wird zu 10 kleineren
Blasen und jetzt muss man zehn von ihnen fangen!
Ich
genieße die Schwerelosigkeit wirklich…Man fühlt sich wie ein freier Geist. Ich
erinnere mich, als ich sehr jung war hatte ich lange Zeit diesen immer
wiederkehrenden Traum, dass ich zur Verwunderung meiner Familie von einem Raum
zum nächsten schweben würde und ich war verblüfft über meine Fähigkeit, das zu
tun. Natürlich war ich in meinem Traum ein Experte darin und konnte allein mit
meiner Willenskraft herumschweben, und nicht indem ich Dinge um mich herum
berührte.
In
Wirklichkeit aber, bin ich ein blutiger Anfänger…Ich fliege herum, stoße gegen
Wände und schubse Dinge weg. Die ersten paar Tage drückte ich mich von einer
Wand zu stark ab und flog dann viel zu schnell und unfähig anzuhalten zur
anderen Wand und KRACH! Landete ich an der anderen Wand und federte dorthin
zurück, wo ich angefangen hatte...Vor kurzem aber wurde ich dafür gelobt, wie
professionell ich fliege! Es war sehr schmeichelhaft.
Ich
glaube, das, was der Bewegung in Schwerelosigkeit am nächsten kommt ist das
Treiben in Wasser. Aber es gibt einen maßgeblichen Unterschied. Wenn man im
Wasser seine Arme und Beine bewegt, bewegt man sich...hier kann man seine Arme
und Beine bewegen, wie man will und bewegt sich doch nirgendwo hin. Das
einzige, was einem helfen kann sich zu bewegen, ist ein leichter Luftstrom aus
den Ventilatoren...
Die
Jungs wollten mir dieses Konzept zeigen und platzierten mich in der Mitte des
Knotens, eines der amerikanischen Module, und ich konnte nichts erreichen um
mich abzustoßen... also schwebte ich in der Mitte des Knotens und so sehr ich
mich auch bewegte, ich kam nirgends hin. Sie alle lachten über mich und endlich
brachte mich eine leichte Brise vom Ventilator langsam an einen Griff an der
Decke und ich konnte mich befreien.
Also
behalten wir das im Kopf, heute, wenn man arbeitet, stelle man sich vor gäbe es
keine Schwerkraft, sodass nicht nur man selbst sondern auch alles um einen
herum schwebt. Könnt ihr euch das vorstellen? Man sitzt an seinem Computer und
tippt...nun...Man kann nicht sitzen, denn nichts würde einen in seinem Sitz
halten, es sei denn, man bände sich an einen Stuhl fest, der am Boden
festgenietet ist...Also, da man nicht sitzen kann, lasst uns stehen... nun, man
kann auch nicht stehen, denn jeder Tastenanschlag drückt einen weiter von der
Tastatur weg.
Was
also machen Menschen im Weltraum, wenn sie an einem Ort bleiben und etwas
machen wollen? Sie benutzen ihre Füße um sich abzusichern. Sie stecken ihre
Füße unter diese Stangen, die überall auf der Station zu finden sind oder
finden etwas um ihre Füße zu verankern. Deshalb gab mir Pasha am ersten Tag, an
dem ich auf der Station ankam, diese weichen Eskimo (Eskimo ist eine
Beleidigung, eigentlich Inuit, Anm. Nadine) Lammhautstiefel... Ich wusste
nicht, warum und trug sie nicht. Dann in der Nacht als ich ins Bett ging,
bemerkte ich, dass die Oberseiten meiner Füße kleine blaue Flecken hatten und
etwas weh taten. Im Weltraum lernt man seine Zehen gut zu benutzen. Ich glaube
nicht, ihnen auf der Erde jemals Beachtung geschenkt zu haben, aber hier oben
ist der große Zeh ein wichtiges Werkzeug um einen in Position zu halten.
Also
arbeiten wir weiter…Man will etwas in einem Buch lesen, also legt man das Buch
auf den Tisch, aber dort bleibt es nicht…Man stellt seine Limoflasche darauf um
es unten zu halten, jetzt fliegt das Buch mit der Limoflasche, also versucht
man es mit einer Hand unten zu halten, aber jetzt fliegt die Flasche herum,
also greift man mit der anderen Hand nach der Flasche und dann klingelt das
Telefon...Man legt das Buch auf den Tisch um den Hörer abzunehmen und sobald
man das tut, fängt das Buch wieder an herumzufliegen und man fängt an den Hörer
zu bedienen, aber jetzt schwebt er weg...
Sie erkennen das Problem…Also erfand Gott den
Klettverschluss aus genau diesem Grund… Um Dinge in der Schwerelosigkeit an Ort
und Stelle zu halten. Alles hier hat ein Klettband daran...Sogar die Hosen
haben Klettstreifen. Ich dachte, Dinge wären sicher, wenn ich sie in meine
Taschen packe und den Reißverschluss schließe. Nun, sie sind auch sicher bis
man etwas heraus nimmt... schon fliegen die anderen kleinen Gegenstände
heraus...Psst! Erzählt es niemandem hier oben, aber ich habe schon ein paar
Sachen verloren, zum Beispiel meinen Lipgloss.
Also
sollte alles, was man besitzt, einen Klettstreifen daran haben. Hier gibt es
Säcke mit Klettstreifen mit verschiedenen Formen und Farben und sie werden
überall benutzt. Man muss sich nur daran erinnern, dass, wenn man irgendwas
loslässt, es nicht am selben Ort bleibt und das macht es ein wenig
anspruchsvoller hier oben Aufgaben zu erfüllen.
Trotzdem
ist es alles in allem ein wundervolles Gefühl zu schweben...und die größte
Herausforderung, bevor ich gehe, ist zu sehen, wie lange ich an einer Stelle
schweben kann ohne etwas zu berühren. Man muss still stehen und keine Kraft
oder ähnliches ausüben. Bis jetzt kann ich es nur 25 Sekunden, bevor ich
weggetragen werde.
Es
ist Zeit für mich die letzten paar Tage an Bord genießen zu gehen...
Bis
später...
10.
Briefwechsel im Orbit
28. September 2006
Hallo
joon (persisch) Anousheh
Ich
habe mich gerade mit Amir zum Abendessen getroffen und er zeigte mir einige
Videos von dir im All von der Raumstation. Erstens, du siehst fantastisch aus,
ich liebe diesen Overall mit der amerikanischen und der iranischen Flagge
darauf. Sehr schön. Zweitens, es scheint als sei die Zeit sehr schnell
vergangen, ich bin sicher gerade sogar noch schneller, da du dich nun auf deine
Rückkehr vorbereitest. Ich kann mir kaum vorstellen,wie schwer es sein muss,
das zu verlassen.
Wie
wenn man ein spannendes Buch liest und niemals will, dass es aufhört. Ich bin
sicher, du weißt, dass du nur ein Kapitel dieses Buches beendest und es noch
eine Menge zu lesen gibt. Dein Buch wird jeden Tag weiter geschrieben und die
Dinge, die du in diesem Kapitel durchlebt hast, werden dir noch mehr Freude und
Möglichkeiten in den kommenden Kapiteln bescheren. So traurig es sein mag, nach
Hause zu kommen wird dir die Chance eröffnen, wieder zurück zu gehen, und ich
weiß, das wirst du sehr bald.
Du
weißt, dass wir alle dich hier vermissen und es nicht erwarten können, dich zu
sehen und mit dir zu sprechen. Sieh das nach Hause Kommen wie im Herbst zurück
zur Schule gehen, obwohl du diesmal als Lehrer zurück kommst. Du wirst alte
Freunde wieder sehen, aber für immer wird in deinem Herzen und deinem Geist die
Freude und der Nervenkitzel deines Sommers und die Behaglichkeit, zu wissen,
dass es bald wieder Sommer sein wird. Also komm zurück und begeistere und
inspiriere uns mit deinem Noor (persisch) für
eine Weile, bevor du dich wieder in den Kosmos aufmachst.
„Alle
Menschen haben Sterne,” antwortete er, „aber sie sind nicht die gleichen Dinge
für verschiedene Menschen. Für manche, die Reisende sind, sind Sterne Führer.
Für andere sind sie nicht mehr als kleine Lichter am Himmel. Für andere, die
Gelehrte sind, sind sie Probleme. Für meinen Kaufmann waren sie Reichtum. Aber
alle diese Sterne sind stumm. Du – nur du – wirst die Sterne haben, wie kein
anderer sie hat-“
Der
Kleine Prinz hatte den falschen Titel. Es hätte Die Kleine Prinzessin sein
sollen
Sichere
und fröhliche Reise
Over
and out bis wir uns sehen.
Alles
Liebe
Afshin
Von:
JSC-ISSCREW1
Gesendet:
28. September, 2006 9:14
Afshin
Khoobam,
Deine
E-Mail zu lesen füllte meine Augen mit Tränen… Besonders der kleine Auszug aus dem
Kleinen Prinzen… Ich kann nicht sagen, ob es Tränen der Traurigkeit oder
Rührung waren... aber es war so wunderschön geschrieben, dass ich darum bat,
dass es im Blog veröffentlich würde...Ich hoffe du hast nichts dagegen!...
Ich
hoffe wirklich in der Lage zu sein, weiter neue Kapitel für das Buch zu
schreiben. Um ehrlich zu sein, ich hoffe, dass eines Tages ich oder jemand
anders fähig wäre etwas zu beginnen, was ansteckend ist und dass er es schaffen
würde, all die jungen Menschen der Welt zu erreichen, zu vereinen und unsere
Welt zu verändern...Wenn ich die Nachrichten, die ich bekommen habe, lese, dann
sehe ich das Anlaufen dieser Welle und ich hoffe, ich kann meinen Teil dazu
beitragen, sie am Laufen zu halten...Ich fühle, dass ich jetzt eine große Verantwortung
trage und ich muss herausfinden, wie ich meinen Beitrag am Besten erfüllen
kann...
Ich
weiß, dass ich die Schwerelosigkeit wieder erfahren werde und ich freue mich
darauf... aber dennoch, Lebwohl zu sagen fällt schwer...
Mit
meinen besten Grüßen aus dem Orbit…
Anousheh
28.
September 2006,
von
den Übersetzerinnen Nadine Trautner und Vanessa Gstettenbauer
Nach langem Zögern und Abwägungen ist es wieder so weit – SEI wir kommen !
Mit Zögern meine ich Vanessas und meine Verunsicherungen, da wir von Ralf gebeten
wurden, während unserer regulären Schulzeit am Donnerstag den 28. September
nach Berlin zukommen und einen Vortrag zu halten – den ersten Vortrag in
Verbindung mit dem SEI überhaupt. Bei dem Vortrag soll das von Vanessa und mir
übersetzte Tagebuch der ersten Weltraumtouristin Anousheh Ansari in einer
Schule, dem Humboldt Gymnasium in Berlin-Eichwalde, verlesen werden. Dieses
Tagebuch hatte uns in den letzten Tagen begleitet und ist mittlerweile zu einer
Art festen Beschäftigung geworden, da wir in Teamarbeit es jeden Tag neu
übersetzt hatten.
So
weit so gut – nachdem mehrere Schwierigkeiten, auch auf Seiten unserer
Schulleitung, beseitigt waren, konnte der Flug gebucht werden. Stuttgart
–Berlin/Schönefeld, Abflug um 6:50 Uhr. Das bedeutet natürlich, dass es für
mich am Donnerstag Morgen um halb 5 „Aufstehen“ heißt, der Koffer ins Auto
verladen und Richtung Böblingen gestartet wird. Mein Vater hatte sich
netterweise bereit erklärt, Vanessa und mich zum Flughafen zu bringen. Nach
kurzer Fahrt und Verabschiedung von meinem Vater, stehen wir zwei Mädels allein
mit unseren Koffern vor dem Flughafengebäude, welches ich noch nie ohne meine
Eltern betreten hatte.
Die
Fluggesellschaft Germanwings, die die Ehre hat uns nach Berlin zu fliegen,
finden wir nach einer kleinen Suche und kurzem Stopp bei einem
Zeitschriftenladen. Da wir zuerst etwas irritiert durch widersprüchliche
Wegweiser am Check-In sind, landen wir später hinter einer 20 köpfigen
Reisegruppe, die vermutlich eine schöne Kaffeefahrt in Berlin vor sich hat.
Trotzdem haben wir Glück und werden als erste in eine neue Schlange
eingewiesen, was die Wartezeit beträchtlich verkürzt. So haben wir zwei den
Check-In glücklich überstanden und unsere Bordkarten in der Hand.
Weiter
geht es zum Terminal und von dort aus, nachdem wir uns während des Wartens mit
unserem Vortrag beschäftigt haben, mit dem Bus weiter zum Flugzeug. Zuletzt
genanntes startet mit 20 minütiger Verspätung um 7.10 Uhr. Wir sitzen leider in
der Gangmitte, haben jedoch einen guten Blick auf den Pilot, der sich für den
Flug bereitmacht. Wir hoffen, dass wir bald auch in solch einem Cockpit sitzen
und ein paar Hebel bewegen dürfen.
Der
Flug verläuft relativ ereignislos und wir kommen um 8.25 Uhr, mit also einer
halben Stunde Verspätung, in Berlin-Schönefeld an. Dort erwarten uns schon Ralf
und Yvonne und wir machen genau vor dem Bau, an welchem die Mission 1 nach
Moskau gestartet ist, ein Foto. Wir erreichen das Gymnasium, wo der Vortrag
stattfinden soll, etwa eine halbe Stunde später. Dort werden wir in unseren
blauen Anzügen gleich freudig von den Organisatoren des Tages der Wirtschaft
und Wissenschaft begrüßt. Wir bekommen einen Platz für unseren Stand und
beginnen das Auto auszuladen und den Stand im dritten Stock aufzubauen.
Dieser
sieht wirklich ansprechend aus, von den SEI-Handzetteln über Yvonnes Raumanzug
bis hin zum „Altar“ der Mission 1 und einem Fernseher, haben wir alles dabei.
Selbst die Flagge der NASA ist dabei, während wir interessierten Schülern
Auskunft geben und von Reportern fotografiert werden.
Etwas
später beordert uns Ralf in die Schulkantine zu einer Besprechung über den
Vortrag, der um 13 Uhr im Raum 105 stattfinden soll. Unterwegs treffen wir
überraschend einen Reporter der Märkischen Allgemeinen Zeitung, dessen Fotografin
uns bereits fotografiert hat. Das Gespräch mit diesem Reporter verläuft äußerst
gut, am nächsten Tag soll ein Artikel über uns in der Zeitung erscheinen.
Allerdings dauert das Gespräch länger als erwartet und uns beiden bleibt kaum
noch Zeit uns gut auf den Vortrag vorzubereiten.
Das
Klassenzimmer 105 ist Punkt 13 Uhr voll besetzt, es müssen sogar Stühle
nachgeholt werden. Ralf beginnt mit einer kurzen Einführung über das SEI, die
Erlebnisse und Ziele der vorigen Missionen und stellt uns und unser Projekt für
und mit Frau Ansari vor. Es ist die erste öffentliche Verlesung des Tagebuchs
und auch unser erster Vortrag im Auftrag des Space Education Institute.
Dann
geht es los. Nadine beginnt etwas aufgeregt zu lesen. Wir wechseln uns bei dem
Vortrag ab, damit Bewegung und
Abwechslung hineinkommt. Wir versuchen auch das Tagebuch durch unsere
Stimme zum Leben zu erwecken. Bei dem Publikum kommen wir und das Tagebuch ganz
gut an und erhalten gegen Ende des zwanzig minütigen Vortrags Applaus.
Für
den Vortrag haben wir unter anderem die Textpassagen über die
Hygieneexperimente oder Anoushehs Ausblicke aus dem Fenster. Als wir über die
Weltraumnahrung sprechen, holen auch wir Weltraumnahrung : Kaffee. Diesen geben
wir herum und er wird vom Publikum misstrauisch beäugt.
Ralf
und Yvonne beenden den Vortrag mit eigenen Erzählungen aus den vorangegangenen
Missionen. Der Lehrer, der das Projekt unterstützt, verabschiedet uns und hilft
uns beim Aufräumen und Abbauen. Sobald alles im Auto verstaut ist, gehen wir
noch einmal zurück in die Cafeteria, um etwas zu essen. Es gibt leckere Waffeln
und Sandwiches und Ralf nutzt die Zeit, um mit den Lehrern und Organisatoren
neue Kontakte zu knüpfen.
Jetzt
ist es Zeit nach Leipzig zurückzufahren und wir steigen ins Auto. Im Auto
unterhalten wir uns lange über dieses und jenes, bekommen das Programm des
verlängerten Wochenendes erklärt und erfahren, dass die anderen Mädels unserer
Mission leider aus verschiedenen Gründen doch nicht teilnehmen können. Schade!
In
Leipzig angekommen bietet uns Ralf an, bei verschiedenen regionalen Medien
vorbeizuschauen. Wir nehmen das natürlich gerne an und finden uns kurze Zeit
später im Büro des regionalen Fernsehsenders „Leipzig Fernsehen“ wieder. Für
uns ist es wirklich überraschend, wie positiv unser eigentlich kleines Projekt
aufgenommen wird. Vor allem durch den aktuellen Anlass. Wir hoffen, dass aus
den Versprechungen der Mitarbeiter auch wirkliche Taten werden. So können wir
es vielleicht auch eher schaffen, einen Sponsor für die vielen Reisen nach
Leipzig und zurück zu gewinnen.
Etwas
später stehen wir dann im Büro des regionalen Radiosenders. Auch diese
Mitarbeiter nehmen es positiv auf und meinen, dass sie es auf jeden Fall dem Chef
vorstellen werden. Vielleicht haben wir ja Glück. Außerdem telefoniert Ralf
noch mit der Leipziger Bildzeitung für einen Bericht mit Foto und mit dem MDR,
der eventuell eine kleine Sendung mit uns machen würde. Wir merken sofort, dass
in den nächsten Tagen große Aufgaben auf uns warten.
Um
halb sechs kommen wir dann im SEI Hostel an. Zimmer Nummer 303 wird sofort
bezogen, wir fühlen uns wie zu Hause. Nachdem Ralf uns die neuen Dinge im Haus
gezeigt hat, wie z.B. das neue Glasdach auf dem Speicher, helfen wir beim Auto
ausladen. Da stellt uns Ralf ein neues Fortbewegungsmittel für Yvonne, vor
allem zum Einkaufen, vor. Der Elektroroller.
Begeistert
stürzen wir uns auf ihn und drehen ein paar Runden im Hof. Zuerst sehr
zögerlich und unter lautem Gelächter, wird er vom Team Stuttgart eingeweiht und
getestet. Später werden wir dann waghalsiger und verlieren die Scheu. Einige
lustige Fotos entstehen dabei.
Anschließend
gibt es essen, es wird gegrillt. Vor dem Essen kommt Fabian aus der Mission 2
vorbei, der uns hilft und danach mit uns isst. Mit ihm gehen wir den
Stundenplan für den nächsten Morgen durch. Da wir noch schulpflichtig sind,
müssen wir am Freitag in Leipzig die Schule besuchen. Dabei helfen uns die
Leipziger Missionsteilnehmer, unter anderem auch Fabian. Während dem Essen
schauen wir NASA TV. Die Sojus Rakete mit Anousheh Ansari dockt von der ISS ab.
Müde
und geschafft nach dem langen und anstrengenden Tag, fallen wir, nachdem wir
unsere Berichte fertiggestellt haben, um Punkt 10 Uhr in die uns schon
bekannten Betten, reden noch ein wenig und schlafen dann ein.
Der
Artikel in der Märkischen Zeitung
www.spacepass.de/press/060929-MAZe.jpg
11. Beim Verlassen des
Orbits
28. September 2006
Ich
schreibe meinen letzten Blogeintrag aus dem Orbit. Es ist ein bittersüßes
Gefühl...
Wir
haben gerade unser letztes Abendessen im Orbit beendet. Es gab frische Tomaten,
die wir in der Sojus mit hochgebracht haben und die wir uns für einen
besonderen Anlass aufheben wollten, zusammen mit geräuchertem Fisch und anderem
üblichen Weltraumessen. Jeff Williams, der Flugingenieur meines Rückkehrfluges,
hieß die Besatzung der Expedition 14 willkommen und wünschte ihnen eine
erfolgreiche Expedition.
Misha
Tyurin hielt danach eine wundervolle Rede...Ich glaube, er hat meinen Blog
gelesen, denn seine Stimmung spiegelte das, worüber ich geschrieben hatte,
genau wider. Er sprach darüber, dass wir Menschen aus verschiedenen Ländern,
Hintergründen und Kulturen durch unser Zusammensein und unser gemeinsames
Arbeiten und Leben eine ganz besondere Bindung aufgebaut haben. Er setzte fort,
„Eines Tages wird die Raumstation ihr nützliches Leben abgeschlossen haben, den
Orbit verlassen und in der Atmosphäre verglühen, aber die Erinnerungen dieser
Reise und unsere Freundschaft wird all das überleben...“
Im
Hintergrund sang Sting „How fragile we are…” Dann sagte mir Misha, dass er eine
besondere Überraschung für mich habe...Er gab mir sein persönliches Abzeichen,
das Abzeichen der Kosmonauten, sein Namensschild und den kleinen Bär namens
„Misha“, der beim Start in unserer Kapsel hing. Vielleicht haben Sie es beim
Video des Starts gesehen. Er sagte mir, dass „Misha“ unser
Schwerelosigkeitssensor für den Flug sei.
Seine
Rede und Geschenke waren so bewegend, dass ich meine Tränen nicht mehr halten
konnte. Ich hatte den ganzen Tag versucht, es alles innen zu behalten und so zu
tun, als ob alles in Ordnung wäre, aber in mir spürte ich, dass ich etwas
Besonderes verliere... Es ist wahr, dass man hier oben eine Bindung aufbaut,
die zu brechen schwierig ist. Die letzten 10 Tage habe ich mein Leben in die
Hände von Misha und LA gelegt. Sie waren wundervoll und haben sich um mich
gekümmert wie um ihre eigene Schwester...Sie haben diese Reise so unglaublich
besonders für mich gemacht, dass ich sicher bin, sie niemals zu vergessen.
Es
ist schwer für mich heute Abend zu schreiben. Meine Gefühle sind gewaltig und
Millionen von Gedanken wirbeln mir durch den Kopf. Alle paar Minuten kommen die
Tränen, die ich zurück zu halten versuche, wieder an die Oberfläche und meine
Kehle beginnt weh zu tun, und dann schlucke ich alles wieder hinunter und
versuche meinen Gedankengang wieder zu finden... Ich war bei weitem nicht so
emotional am Tag des Starts. Ich schätze, ich bin gut im Anfangen aber nicht im
Beenden.
Ich
gehe immer wieder zu verschiedenen Enden der Station und versuche sie in
Erinnerungen festzuhalten. Mehrere Male ließ ich mich einfach frei treiben und
herumwehen, wie eine Feder im Windzug, um zu sehen, wo ich ankommen würde.
Ich
sah oft aus dem Fenster und dachte bei mir: „Ich weiß nicht, wann ich diesen
Blick wieder sehen werde.“ Ich versuchte einige meiner Lieblingslieder
abzuspielen. Heute morgen spielte ich „Only if you want“ von Enya. Es hat mir
Antrieb gegeben. Den ganzen Tag pfiff ich „Somewhere over the rainbow“ und „My Favourite
Things.“
Ich
versuchte mich auf das Positive zu konzentrieren…Morgen werde ich meinen Mann
nach langer Zeit wieder sehen...Ich vermisse ihn so sehr. Es waren für uns
beide schwierige sechs Monate...Er ist mein Seelenverwandter. Bis zu dieser
Reise waren wir unzertrennlich...Er hat versucht der starke Kerl zu sein, der
für mich wie ein Anker im Leben ist...Aber ich weiß, dass er innerlich
aufbrannte. Er wird erst den Seufzer der Erleichterung ausstoßen, wenn er hört,
dass man uns aus der Kapsel gezogen hat.
Ich
habe gerade mit meiner Schwester gesprochen und ich hörte in ihrer Stimme, wie
besorgt sie war und welche Angst sie hatte mich zu verlieren...Ich versprach
ihr, dass es mir gut gehen würde und dass ich in ein paar Tagen bei ihr sein
würde...Ich konnte spüren, dass sie weinte, aber sie versuchte es sich nicht in
ihrer Stimme anmerken zu lassen.
Die
Landung dauert normalerweise etwa vier Stunden und es ist ein ungemütlicher
Ritt mit einem harten Aufschlag am Ende. Die Sojus wird ein wenig wie ein
Feuerball aussehen, wenn sie in die Atmosphäre eintritt. Dann werden sich die
Fallschirme öffnen und als Letztes wird die Landeschubdüse starten und uns
davor bewahren, wie ein Meteor in den Boden
einzuschlagen. Ich mache mir darüber kaum Sorgen...Ich habe andere
Dinge, über die ich mir Gedanken mache, zum Beispiel wann ich wieder fähig sein
werde, dies aufgeregt und frei zu spüren...
Meine
Reise kommt zum Ende, aber meine Träume haben gerade erst begonnen.
Ihr
schreibt in euren Nachrichten, dass ich euch inspiriert hätte… Nun, ich muss
zugeben, dass ihr alle mich ebenso inspiriert habt…Jedes Mal, wenn ich mich
fühle, als würde ich in der Traurigkeit die Raumstation zu verlassen ertrinken,
versuche ich eine eurer Nachrichten hervorzuholen um mich wieder hoch zu ziehen
und nach vorne zu blicken auf all das, was wir zusammen erreichen können.
Vielleicht
sollte das alles so sein. Meine plötzliche Reise nach Moskau und die Änderung
der Crew in der letzten Minute. Vielleicht sollte ich der kleine Wecker sein,
der die kleine Stimme in jedem Einzelnen von euch aufweckt, damit ihr alle
damit beginnen könnt, die Welt in einen besseren Ort für jeden von uns zu
verwandeln...Vielleicht sollte ich diejenige sein, die den jungen
Wissenschaftler inspiriert, der es sein wird, der den „Warp Antrieb“ erfindet.
Vielleicht sollte ich uns alle an unsere unbegrenzten Möglichkeiten erinnern...
Vielleicht...Vielleicht...Vielleicht…
So
viele Gedanken fliegen durch meinen Kopf und ich bin nicht sicher, was ich sein
oder tun soll…Ich habe nie meine Bewegungen berechnet und so weit
vorausgeplant...Ich habe normalerweise eine Art Ziel und lasse dann meine
innere Stimme mich zu diesem Ziel hin führen...Ich wusste immer in meinem
Herzen, dass ich ins All fliegen würde, aber ich wusste nie genau wie. Aber ich
habe nie aufgehört allen zu erzählen, wie sehr ich den Weltraum liebe und dass
ich in den Weltraum wollte und endlich fand ich einen Weg...
Mein
Ziel morgen wird die Erde sein...Aber die Erde ist nicht die gleiche Erde, die
ich verlassen habe. Sie ist ein klein wenig besser, weil nun mehr Liebe in ihr
ist. Ich kann es an den geschriebenen Worten sehen, die mir in E-Mails
zugesendet werden...Ich kann nur hoffen, dass ich mithelfen kann, diese Welle
der positiven Energie, die wir begonnen haben anwachsen zu lassen und sicher zu
stellen, dass sie mehr und mehr Menschen erreicht.
Man
sagt, lächle und die Welt lächelt mit dir... Ich kann Ihnen aus Erfahrung
sagen, dass das wahr ist...Mir wurde immer wieder erzählt, dass mein Lächeln
ansteckend sei...Ich hoffe es infiziert auch euch, denn wenn man lächelt, ist
es viel schwieriger für jemanden „nein“ zu sagen oder einen zu hassen...oder
einen zu verletzen...
Also,
wenn ihr heute Nacht ins Bett geht, geht mit einem breiten Lächeln im Gesicht ins
Bett und seht, wie ihr euch morgen fühlt, wenn ihr aufwacht… und vergesst
nicht, das Lächeln für den Rest des Tages auf zu behalten, bis ihr hört, dass
ich gelandet bin…
Lebt
lang und erfolgreich und seid glücklich, meine Freunde…
12.
Aus dem Orbit nach Hause
28.
September 2006
Anoushehs
Beschreibung des Lebens auf der Internationalen Raumstation war beeindruckend
lebendig und faszinierend. Sie ist eine exzellente Schreiberin. In meinen 25
Jahren in der Raumfahrtindustrie habe ich noch nie eine derart vertrauliche
Kommunikation erlebt.
Eine
sichere Rückreise Anousheh – die Welt erwartet es dich zu begrüßen!
-Peter H. Diamandis (Chairman, X PRIZE Foundation)
13. Die Rückkehr
29. September 2006
Trennung der Sektionen im
All kurz vor dem Wiedereintritt
Ich
bin zurück auf unserer wunderschönen Erde, danke für all eure Gebete und
positive Meldungen. Ich bin im Sternenstädtchen in Quarantäne für die nächsten
Tage, bis ich nach Washington DC zurückkehre, um ein neues aufregendes Kapitel in
der X Price Foundation im Bezug auf einen Preis für Genomic aufzuschlagen.
Mir
wurde gesagt, dass ich kürzer treten und es nicht übertreiben soll, aber ich
fühlte, dass ich euch mindestens alles über meinen Rückflug erzählen sollte,
während die Erinnerungen noch frisch in meinem Kopf sind...
Am
28. September hatten wir an Bord der ISS einen Schichtwechsel. Unsere normale
Zeit zum Aufstehen war 4.00 Uhr morgens, aber am 28. standen wir erst um 9.00
Uhr auf. Natürlich wusste ich, dass es mein letzter Tag auf der ISS war, ich
konnte ihn also nicht schlafend vergeuden, aber die Müdigkeit übermannte mich
und zwang mich, ein 4 Stunden Schläfchen zu halten.
Ich
wachte um 5.00 Uhr auf und machte mich fertig, die letzte Einheit auf meiner
Liste zu beenden, das
bildungserzieherische Videoexperiment. Den Rest des Tages hatte ich mir
reserviert, um einfach nur zu beobachten, wie die Welt an uns vorüberzieht und
herum zu schweben, um ein letztes Mal die Schwerelosigkeit zu genießen.
Es
war ein schwerer Tag für mich und von dem Moment an, in dem ich meine Augen
geöffnet hatte, hatte ich Schmetterlinge im Bauch. Ich konnte nicht erzählen
warum, ich wusste, dass ich keine Angst vor der Landung hatte... also was war
es, das mir dieses starke Beklemmungsgefühl gab? Es war kein schönes Gefühl. Es
war das Gefühl, das man bekommt, wenn man eine lange Reise macht, geliebte
Menschen hinter sich zu lassen und nicht zu wissen, wann man wieder zurück sein
würde... Es war das selbe Gefühl wie das, das ich fühlte, als ich aus dem Iran
zog.
Mein
Herz war in meiner Hose und ich konnte nicht still stehen. Ich esse immer, wenn
ich nervös bin, und bevor jemand aufwachte, plünderte ich die Snackcontainer,
um etwas zu essen zu suchen.... es war erst 5:30 Uhr und Misha hat mir gnädig
angeboten, mir zu helfen, die Darstellungen um 7:00 Uhr aufzunehmen, so hatte
ich jetzt noch ein einhalb Stunden Zeit zum Totschlagen. Ich aß weiter…
Getreidegerichte… Kekse… getrocknete Früchte… Kaffe… Mandeln… Schokolade… Ok,
ich glaubte, dass ich, wenn ich weiter so essen würde, Probleme haben würde, 8
Stunden in der Kapsel zu sitzen.
Jeder
schlief immer noch, also ging ich zum Fenster und betrachtete die Erde, die
sich da unten langsam und anmutig drehte…
Die
Erde sah lebhaft aus… sie hypnotisierte und verlockte mich mit ihrer Schönheit,
sodass ich nicht traurig sein würde, den Weltraum zu verlassen... Ich fühlte
unbeschreibbare positive Energie, vielleicht war es die Energie, die ihr alle
mir gesendet habt...
Egal,
was es war, es machte mich komplett ruhig. Ich konnte die Wärme von dem
blau-weißen Glühen der Atmosphäre fühlen und es erwärmte mein Herz. Ich
erinnerte mich an eine alte iranische Tradition.
Am
letzten Mittwoch des Jahres, feiern die Iraner das Kommen des neuen Jahres.
Eines der Dinge, die sie an diesem Tag machen, ist es über kleine Feuer zu
springen, die sie mit Steppenläufer machen. Ja, du liest richtig, „sie springen
über Feuer“. Ok, ich weiß, dass das nicht das sicherste ist, aber es ist eine
Tradition, die seit sehr langer Zeit am Leben erhalten wurde. Ich denke es ist
das iranische Entsprechung der Feuerwerkskörper.
Während
sie also diese Tradition durchführen, singen sie etwas, das wörtlich übersetzt
etwa: „Nimm meine gelbe Farbe und gib
mir meine rote Farbe” heißt. Mit dieser Handlung rufen sie dass Feuer an, all
ihre Schwächlichkeit und Krankheiten wegzunehmen und ihnen Wärme, Gesundheit
und Stärke zu geben. Ich fühlte mich, als ob ich dasselbe auch singen würde,
aber ich wandelte meinen Gesang so ab, dass ich die Erde, während ich über ihr
flog, anrief, mir ihre Wärme und positive Energie zu geben und all meine
negativen Gefühle zu vertreiben... Ich wollte nichts Negatives hinunter zur
Erde mitbringen…
Als
ich den wunderschönen See aus Wolken kreisen sah, fühlte ich mich 100 Prozent
besser. Die Schmetterlinge waren aus dem Fenster geflogen.
Einer
nach dem anderen standen auf und Misha, Jeff und Thomas machten alle bei meinem
physikalischen Videoexperiment mit, was es mir zu einem besonderen Ereignis
machte…
Um
18:30 Uhr sollten wir zu unserer Kapsel gehen und den Abdockprozess starten.
Ich musste auch gewissen Abläufen folgen, um mich selbst zu hydratisieren,
sodass ich in dem engen Raum nicht das Bewusstsein verlieren würde. An dem Zeitpunkt, als wir das physikalische
Video beendet haben, war es Zeit, Mittag zu essen. Jeder versammelte sich für
die letzte gemeinsame Mahlzeit…
Dies
war vielleicht die letzte Mission für Pavel Vinogradov und Jeff Williams und
trotz, dass sie bereit waren nach Hause zu gehen und sich wieder mit ihrer
Familie zu vereinen, wusste ein Teil von ihnen, dass sie nun etwas wirklich
Schönes hinter sich lassen und das machte sie ein wenig wehmütig.
Als
sie um den Tisch standen, erzählte ich ihnen, dass es eines meiner Hauptziele
sei, es möglich zu machen, dass mehr Leute ins All fliegen können und der
realisierbarste Weg würde heute der Suborbitalflug sein. Ich machte auch ein
wenig Werbung und erzählte ihnen: „Die besten Piloten für den zukünftigen
Suborbitalflug wären ehemalige Astronauten wie ihr es seid, also wenn ihr daran
denkt, in den Ruhestand zu gehen, ruft mich an.“ Sie lächelten und sagten:
„Klingt gut!“
Der
Tag ging schnell vorbei und bevor ich es wusste, war es Zeit für uns, zu der
Sojuskapsel zu gehen. Es war die, die Pavel, Jeff und Marcos Pontes zur
Raumstation gebracht hat. Mein Sitz und mein Raumanzug sind schon zu diesem
neuen Fluggerät gebracht worden und Pavel hat all mein Zeug in der Nacht zuvor
gepackt. Das Wohnmodul war auch schon mit Abfall bepackt. Im letzten Abschnitt
des Fluges, wenn wir in die Atmosphäre wiedereintreten, wird dieses Modul
abgeworfen und verglüht in der Atomsphäre mit all dem Müll darin.
Nach
einem kurzen Verabschieden vor der Kamera und einem Abschied mit feuchten Augen
ohne die Kamera, verschwanden wir alle in der Kapsel und Misha, Mike und Thomas
schlossen die Luke hinter uns. Wir schlossen auch die Luke der Sojuskapsel und
sobald sie geschlossen war, bemerkten wir ein Bild, das die Crew der Expedition
14 auf die Innenseite der Luke für uns geklebt hatte. Es war ein Foto von ihnen
durch die Luke hineinschauend und winkend. Wir alle mussten lachen und unsere
Rückreise begann gut gelaunt.
Der
folgende Schritt war eine langatmige Überprüfung der Dichtigkeit an der Luke,
um sicherzustellen, dass es keinen Druckabfall an den Luken zwischen der Kapsel
und der Station gab. Unterdessen fingen wir an, unsere Raumanzüge anzuziehen
und bereiteten uns vor, das Orbitalmodul zu betreten. Nach der Überprüfung der
Dichtigkeit war es Zeit, die Luke zwischen dem Orbitalmodul und der Landekapsel
zu schließen und eine weitere Prüfung eventueller Leckstellen durchzuführen.
Damit ist nach der Trennung der Module auch eine sichere Landung möglich.
Vor
einiger Zeit, musste eine Mannschaft einen Extratag in dem Orbit bleiben,
nachdem das Raumschiff bereits abgekoppelt war. Es ist wichtig alles zu
überprüfen, damit man eine sichere Heimkehr hat.
Die
letzten Tage des Fluges teilte jedes Mannschaftsmitglied Geschichten und
Erfahrungen mit, was die Landung betrifft. Ihre Beschreibungen und der Rat
wegen der Landung waren die gleichen, welche ich auf der Erde von anderen
Astronauten und von Kosmonauten wie Peggy und Yuri bekommen habe. "Es wird
eine raue Landung sein... Es wird einen großen Ruck während der Fallschirmöffnung
geben, welcher ähnlich große Auswirkung beim Aufsetzen hat." Sie berieten
mich auch, wie ich mich auf jede
Auswirkung in jeder Situation gut vorbereiten kann...Ich bin alle Verfahren
nochmal durchgegangen und ich war bereit.
Nach
dem Sicherstellen, dass alle Systeme bereit waren, eine Raumanzug -Überprüfung
durchgeführt worden war, die Überprüfung auf Dichtheit beendet worden war,
erhielten wir das OK von dem Mission
Control und wir begannen abzudocken...
Die
Start Checks und Überprüfungen brauchten lange Zeit und ich glaubte, irgendwie
erschöpft zu sein und einzuschlafen. Dadurch, dass Pavel sah, dass sich meine
Augen schließen, sorgte er sich um mich und überprüfte mich von Zeit zu Zeit um
sicherzustellen, dass ich mich okay fühlte. Ich erklärte ihm: „Ich weiß nicht,
warum ich nicht meine Augen geöffnet halten kann. Entschuldigung!"
Jeff
hatte die beste Erklärung: „Das kommt zu Stande durch zehn Tagen dauernde
Adrenalinstöße...Dein Körper sagt dir, dass er eine Auszeit braucht!“ Er hatte
vermutlich recht. Ich war die ganze Zeit im Rausch der neuen Erfahrungen und
nun war ich auf meinem Weg zurück. Ich fühlte einen leichten Ruck vom Abdocken
und ich wusste, dass ich nach Hause zurück kehre, es gab keinen Weg zurück.
Der
erste Teil des Rückfluges bestand darin, sich langsam von der Station zu
entfernen, was uns einen wunderschönen Blick auf unser Zuhause im All
ermöglichte. Dann fingen wir an in den passenden Orbit für den Rückflug zu
gelangen.
Als
wir der Atmosphäre näher kamen, sagte mir Jeff, dass ich mich für die
Achterbahnfahrt bereit machen solle. Er erinnerte mich daran, meine Gurte
festzuziehen, denn wenn die Bremskraft größer wird, werde ich in meinem Sitz
gepresst. Ich soll im Unterleib und den Schenkeln die Muskelspannung aufbauen,
damit sich das Blut besser im Körper verteilt.
Er
versicherte mir, dass er jedes Stadium nennen würde, um mich dafür
vorzuereiten, was auf uns zukommt...und er tat es. Pavel würde jedes Stadium
auf russisch verkünden und Jeff auf englisch antworten und gab mir eine
schnelle Anweisung, was getan werden muss.
Die
erste signifikante Sache, die während des Rückfluges passierte, war das
Absprengen des Orbitalmodul. Jeff erinnerte mich daran, dass ich mit einem Auge
das Fenster beobachten solle, um das orangene Glühen zu sehen, während wir in
die Atmosphäre eintraten. Die Trennung der Landekapsel war recht ruhig und
nicht ereignisreich.
Der
nächste anschauliche Moment, den ich hatte, war, als wir in die Atmosphäre
eintraten. Es gab ein orangenes Leuchten. Als wir weiter eintraten, begannen
die Hitzeschilde zu glühen und wir konnten die Funken vor dem Fenster
vorbeifliegen sehen. Ich fühlte mich, als ob ich auf einer Sternschnuppe
fliegen würde. Etwas später hörte ich das selbe von den Leuten, die uns von der
Erde aus beobachteten. Sie sagten uns, dass wir in die Atmosphäre eintreten
würden wie eine Sternschnuppe. http://spaceblog.xprize.org/2006/09/26/change-of-command/#comment-4241
(Das wünschte Yvonne ihr zwei Tage vor der Landung.)
Dann
wurde die Beschleunigung größer. Jeff erinnerte mich daran, meinen Gurt
festzuschnallen, was ich tat, und er fuhr fort, den Beginn der Bremsbeschleunigkeit
zu verkünden... „1,5 G…Anousheh, bist du fest angeschnallt?… 2 Gs… Ich denke
wir werden bis zu 4 Gs aushalten müssen...“
Nun
fühlte ich den Druck. Es fühlte sich ähnlich an wie in der Zentrifuge, aber 2
Gs in der Zentrifuge fühlte man weniger, als 2 Gs beim Hinunterfliegen...
Jedes
Mal, wenn Pavel die Brembeschleunigkeit bekannt geben würde, würde Jeff sie
genauso gut vorlesen “2,2 Gs…2,5 Gs…2,7 Gs…2,8 Gs… 3 Gs…” Wow! Mein Gesicht
wurde in alle Richtungen gezogen. Ich muss wohl richtig lustig ausgesehen
haben… Ich zog meine Bauchmuskeln zusammen und spannte meinen gesamten Körper
an, als wenn ich in der Zentrifugensimulation wäre. Ich habe ohne Probleme 8 G
Simulationen ausgehalten, aber 3 Gs fühlten sich schon wie 8 Gs an und ich überlegte,
wie mein Körper bei einer erneuten Steigerung reagieren würde.
Ich
fühlte mich, als säße ein Elefant auf meiner Brust... Der Druck baute sich auf
und ich bat Gott darum, mir Kraft zu geben, damit ich nicht bewusstlos werde.
„3,2…3,5…3,7…3,8….4… Okay, nun geht es zurück...3,5...3,2...3...2,8...” Oh, was
für eine Erleichterung!... Ich begann Gott dafür zu danken, dass er mir
geholfen hatte, das durchzustehen...2...1,5...Nun sind wir wieder normal...Ok,
wenigstens für eine Weile...
Die wichtigsten Phasen der
Landung.
Wir
haben eine Minuten des friedvollen Zurückfluges…Jeff und Pavel prüften mich, um
sicherzugehen, dass es mir gut geht. Ich erzählte ihnen, dass „Wsjo Choroscho”
bedeutet, dass alles in Ordnung ist. Jeff warnte mich fünf Minuten wegen des
Öffnens des Fallschirms. Dann, als wir nähergekommen waren, sagte er, „In einer
Minute wird abgesprengt...macht euch bereit.“
Der
wahrscheinlich schwerste Teil des Rückflugs ist es, auf dem Boden zu landen.
Der Fallschirm hat drei Stufen. Der erste Fallschirm und die letzten müssen die
größte Belastung aushalten.
Der
erste wurde eingesetzt, wir wurden nach oben gezerrt und es gab eine verrückte
Spritztour in der gesamten Kapsel. Ich schloss meine Augen, damit mir vom
Anschauen der herumfliegenden Dinge nicht schlecht wird... Als die schaukelnde
Bewegung begann sich zu stabilisieren, wurde der große Fallschirm geöffnet und
wir wurden wieder herumgewirbelt und dann stabilisierte es sich. Ich fühlte
mich, als wäre ich auf einer von diesen sich drehenden Karussells mit den sich
drehenden Sesseln in den Freizeitparks. Du wirst im Grunde genommen in alle
Richtungen geschmissen…
Unser
Sitz wurde nun angehoben, um alles für den letzten Teil, die Landung,
vorzubereiten. Das reduzierte den Platz, den wir vor uns hatten, auf einen
kleineren. Jeff und Pavel sagten unseren Fall von 3000 m runter auf 200 m an
und dann der GROSSE Aufprall.
Wir
schlugen auf den Boden so hart auf, dass ich dachte, wir werden im Erdreich
begraben, aber dann hatten wir einen kleinen Aufhüpfer und rollten auf die
Seite. Als wir auf dem Boden aufschlugen, fühlte ich mich, als ob eine
Millionen Nadeln in meinen Rücken gestochen wurden und fühlte einen intensiven
Schmerz. Das Gefühl blieb für einen Weile, bis wir rollten und mein Rücken sich
vom Sitz entfernen konnte, dann hörte der Schmerz langsam auf.
Pavel
überprüfte, ob wir alle in Ordnung sind...Ich sagte, dass alles großartig
sei...Und ich dankte für die großartige Landung. Jeff tat das gleiche und
während wir kopfüber in unserer Sitzen hingen, streckten wir unsere Arme und
hielten uns an den Händen, um die großartige Landung zu feiern.
Die
Kabine fing an, wie eine durchgebrannte Leitung durch das Brennen in der
Atmosphäre zu riechen. Die Kapsel war noch sehr heiß. Das Suchteam und das
Rettungsteam waren auf dem Weg.
Unsere
Kapsel landete in einem Bereich der Wüste in Kasachstan, nordöstlich der Stadt
Arkalyk. Ich streckte meinen Kopf, um einen Blick nach draußen zu werfen.
Ein
herrlicher Morgen begann und ich konnte die Sonne sehen, wie sie langsam über
den Horizont kam. Pavel verkündete, dass die Temperatur draußen -5 Grad C
betrug. Ich fing an sie zu verulken: „-5 Grad ? - ich möchte zurück!"
Ich
fing an zu lachen... Pavel sagte: „ –5 Grad sind doch schön.“ Und Jeff sagte: „
Es wird sich gut anfühlen.“
Nach
einigen Minuten hörte ich ein Klopfen an meinem Fenster. Die Suchmannschaft und
die Rettungsmannschaft waren angekommen und sie fingen an, die Luke zu öffnen.
Jeff erinnerte mich daran, es locker zu nehmen und keine plötzliche Bewegung zu
machen und meinen Kopf gerade zu halten, um jede mögliche Verletzung durch
Bewegung zu verhindern.
Schließlich
öffnete sich die Luke und der Geruch der frischen klaren Morgenluft überholte
den Geruch der verbrannten Leitungen. Als ich anfing zu atmen und die Erde
roch, fühlte ich mich gut.
Es
war gut zu Hause zu sein und in einigen Stunden würde ich in der Lage sein,
Hamid zu sehen und mit meiner Familie zu sprechen. Ich war nicht mehr traurig.
Mein Herz wurde mit Freude gefüllt! Meine Reise war beendet, aber meine
Bemühungen, die Tore zum Weltall zu öffnen, hatten gerade erst begonnen.
Ich
muss jetzt ein Pause machen, der Rest wird im nächsten Tagebucheintrag
geschrieben...
Der „Landeplatz“ für
Sojus-Raumschiffe ist etwa 40 x 50 km groß
Kommentar: Ralf Heckel, Vorsitzender: Die NASA
übertrug die Landung live. Es war kein kalter und klarer Herbstmorgen in
der Steppe, in blendendem Rot strahlte der wolkenlose Himmel im
Sonnenaufgang. Was für ein Tag am Wiedereintritt nach einem
Sternenflug! Nach der Landung wurde Ansari nach Kommandant Pawel
Winogradow als zweite aus der Kapsel getragen.
Rot waren auch die Rosen welche der strahlenden ersten Weltraumtouristin auf
den Schoß gelegt wurden und sie bekam einen Apfel, der nun natürlich
wieder "runterfällt". Es waren ihre lebensnahen Bechreibungen aus der
Schwerelosigkeit, welche die Herzen der Menschen auf dieser
Welt eroberten. Ehemann Hamid stand ihr zur Seite und gab ihr ein
Küsschen. Ansari lächelte glücklich und winkte in die Kameras. Während sie auf
einem Stuhl in der Steppe sass und in ihren Apfel biss, fühlten Ärzte den Puls
und wischten den Schweiß von ihrer Stirn.
Winogradow lobte Ansari
zum Abschluss des Fluges: «Sie hat es wirklich gut gemacht», sagte er. Nach
Winogradow und Ansari wurde der US-Astronaut Jeff Williams aus der Kapsel
gebracht. Williams sprach vom «Flug seines Lebens». Anschließend hielten sich
alle drei Raumfahrer an den Händen und beglückwünschten sich.
Mit ihrem Tagebuch gab
Anousheh Ansari erstmalig tiefe und für alle Menschen leicht verständliche
Einblicke in den Weltraum-All-tag. Es ist ein "Tafelwerk für moderne
Menschen" und weit mehr als die investierten 20 Mio Dollar wert.
Danke Anousheh!
Die erfolgreiche Landung
Nadine, Yvonne und Vanessa bedanken sich in Leipzig für die spannenden Tage
23. September 2006
Ralf dankt Peter
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/23/call-from-orbit/#comment-3631
25.September 2006
Yvonne dankt Ansari
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/25/space-travel-details/#comment-3630
JvP gratuliert
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/25/close-quarters/#comment-3672
X-Prize dankt JvP
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/25/close-quarters/#comment-3751
Yvonne kündigt deutsches
Tagebuch an
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/25/close-quarters/#comment-3755
Yvonne dank Anousheh
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/25/space-travel-details/#comment-3630
Fabian Hoffmann
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/25/close-quarters/#comment-4544
26. September 2006
Yvonne
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/26/watching-the-world-go-by/#comment-4240
Ralf mit Brief von Dorothee
Tackmann an Robin und Peter
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/26/change-of-command/#comment-4237
Yvonne wünscht gute Landung
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/26/change-of-command/#comment-4241
29. September 2006
Ralf zur Landung
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/29/anousheh-ansari-space-blogger/#comment-5719
Yvonne zur Landung
http://spaceblog.xprize.org/2006/09/29/anousheh-ansari-space-blogger/#comment-5726
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